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Digitalisierung und psychische Gesundheit

Welche Folgen hat die Digitalisierung auf unsere Psyche? Welche Rolle spielen Unternehmenskultur, Führungskräfte und Betriebsräte dabei?

Wie digital ist eigentlich Ihr Job?
Sie benutzen sicherlich einen Computer und verschicken E-Mails. Aber wie schaut's aus mit mobilem Arbeiten zB von zu Hause aus? Tragen Sie Weareables wie eine Smart Watch? Machen Sie E-Learning statt Präsenzseminare? Oder hat vielleicht Ihre Firma schon eine vernetzte Produktion mit intelligenten Maschinen?

In meinem letzten offenen Workshop zum Thema "Digitalisierung und psychische Gesundheit" war ich überrascht wie viele Leute zwar web-based Trainings machen, aber wie wenige Firmen tatsächlich digital produzieren/arbeiten.

Vorteile wahrnehmen

Digitalisierung bringt viele Vorteile mit sich! Informationen werden schneller geteilt. Man ist ortsunabhängiger und kann sich die Arbeitszeit flexibel an den eigenen Rhythmus anpassen. Sie ermöglicht auch flachere Organisationsstrukturen und gibt den einzelnen MitarbeiterInnen mehr Autonomie. Dokumentation kann automatisiert erstellt werden.

Nachteile nicht unterschätzen

Aber auch über Schwierigkeiten, Bedenken und Stressfaktoren sollte man offen sprechen! Durch Digitalisierung wurde unser aller Leben beschleunigt. Viele Menschen nehmen einen erhöhten Zeitdruck und konstante Veränderungen wahr. Sie leiden zum Teil auch darunter, dass sie ihr Arbeitsabläufe an die Software anpassen müssen und sie lebenslang mit Veränderungen kämpfen werden.

Es gibt verschiedene Aspekte von digitalem Stress wie Unzuverlässigkeit, Komplexität oder auch Überflutung.

Wie hoch würden Sie Ihren digitalen Stress einschätzen?

Unternehmenskultur als Puffer

Welche Funktion kann die Firmenkultur bei der Digitalisierung haben? Sie kann hilfreich oder auch kontraproduktiv sein. Gerade Druck von oben, Kommunikation untereinander und mögliche Flexibilität sind hier wichtige Aspekte. Wenn beispielsweise offen darüber gesprochen wird, wie schnell E-Mails von KundInnen zu beantworten sind, dann ist das hilfreich! Wenn hingegen unausgesprochen erwartet wird, dass jeder auch am Wochenende die Chef-Mails beantwortet und auch im Urlaub bei Fragen erreichbar ist, erhöht das den Stress auf jeden Fall!

Gesprächsbereitschaft und gegenseitiges Zuhören sind auch im digitalen Zeitalter Kernelemente gesunder Unternehmenskultur. Das persönliche Gespräch ist nicht ersetzbar.

Führungskräfte als Mediatoren

Auch Abteilungsleitungen, TeamsprecherInnen und Geschäftsführungen können Vorbild oder auch große SkeptikerInnen sein. Wenn diese offen sind für Veränderungen, dann fördert das auch Innovationen und Ideen bei den MitarbeiterInnen. Wenn sie aber selbst Angst haben und nicht wissen wie sie ein Team im Home-Office führen sollen, dann werden positive Chancen vergeben. Das Vertrauen in die MitarbeiterInnen und in die eigene Arbeitsgestaltungskompetenz sind hier so ein wichtiger Faktor.

Betriebsräte als Sparringpartner

Vor allem Datenschutzbedenken treiben Betriebräte oft an bei Digitalisierungsprozessen. Welche Daten werden wo gespreichert? Wer hat hier Zugang? Können diese Daten im Zweifel gegen die MitarbeiterInnen verwendet werden?

Die Stimmungsmache kann jedoch auch positiv sein, wenn erkannt wird, dass sich Arbeitsbedingungen durch digitalere Prozesse verbessern können. Hier ist relevant, dass Geschäftsführung und Betriebsräte transparent miteinander arbeiten und an einem Strang ziehen!

Den Wandel vorbereiten

Um in den kommenden Jahren den digitalen Anschluss nicht zu verpassen ist es wichtig, die richtigen MitarbeiterInnen einzustellen und die vorhandene Belegschaft gut zu fördern!

Sie brauchen dafür keine jungen IT-Fachkräfte. Aber die brauchen Personal, das bereit ist neue Prozesse und Strukturen zu erlernen. Personen, die bereit sind über den Tellerrand hinaus zu blicken und sich in die Veränderung offen einzubringen, sind Gold wert!

Wenn Sie eine innovative Kultur haben wollen, dann ist es höchst relevant, dass Sie Ihren MitarbeiterInnen Freiräume geben. Wenn Sie von jemandem jahrelang nur verlagen das zu tun, was vorgegeben ist, werden Sie jede Kreativität und Innovationskraft im Keim ersticken und abtrainieren. Ohne eine persönliche, vertrauensvolle Beziehung wird es auch nicht klappen. Weil ohne diese kann man nicht über Fehler und Schwierigkeiten reden. Und das bringt Sie dann nicht vorwärts.

Fördern Sie neue Lösungen und Innovationen. So können Sie gemeinsam mit Ihrem Team positiv in die spannende Zukunft starten!

Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

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