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Arbeitspsychologie für Führungskräfte: 7 Dinge, die Sie immer bringen können

Diese sieben Punkte sind keine "Extras", sondern gehören zur Kernaufgabe jeder Führungskraft.

In der Podcast-Episode 212 geht es um sieben psychologische Prinzipien, die Sie in Führungskräfte-Schulungen eigentlich immer verwenden können. Denn Prävention von Stress, Konflikten und Burnout ist nicht nur eine Frage der richtigen Maßnahmen – sie hängt maßgeblich vom Verhalten der Führungskräfte ab. Nach dieser Episode wissen Sie daher, was Sie Führungskräften weitergeben sollten.

Ich zeige Ihnen heute also sieben psychologische Prinzipien, die in der Führung eine zentrale Rolle spielen und die Sie auch in Schulungen oder Coachings für Führungskräfte einsetzen können. Damit Sie gezielt die Motivation, Gesundheit und Sicherheit in Unternehmen fördern können.

Prävention ist nicht nur eine Frage der richtigen Maßnahmen – sie hängt maßgeblich vom Verhalten der Führungskräfte ab. In dieser Episode geht es um sieben psychologische Prinzipien, die Führungskräfte konsequent einsetzen können, um Motivation, Gesundheit und Sicherheit im Unternehmen zu fördern.

Letzte Woche habe ich einen Vortrag in der Schweiz gehalten über die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen. Dieser war für Menschen, die sich um Sicherheit & Gesundheit im eigenen Betrieb kümmern, das aber nebenbei machen: Sicherheitsvertrauenspersonen / Sicherheitsbeauftragte / Kopas.

Nachher sind dann auch viele Fragen aus dem Publikum gekommen. Vieles drehte sich auch um allgemeine psychologische Themen bzw. Führungsthemen:

  • Wie gehe ich damit um, wenn sich jemand verändert und nicht mehr über meine Witze lacht?

  • Wie gehe ich um mit steigenden Ansprüchen der jungen Generation, die die Führungskräfte einfach nicht erfüllen können oder wollen?

  • Wie gehe ich um mit faulen Mitarbeiter:innen im Homeoffice?

  • ...

Dabei ist mir aufgefallen: Es gibt einfach ein paar psychologische Grundsätze, die ich immer wieder bringe. Bei Führungskräfte-Schulungen, bei Einzelcoachings, bei solchen Gesprächen nach Vorträgen. Und so dachte ich mir, dass ich hier eine Zusammenfassung mache - sozusagen ein best-of, das Sie auch gern verwenden können, wenn Sie mal eine arbeitspsychologische Schulung halten sollen oder wollen für Führungskräfte.

Die 7 psychologischen Prinzipien

1. Warum Motivation nicht durch Geld allein funktioniert

Externe Anreize wie Boni wirken oft nur kurzfristig. Langfristige Motivation entsteht durch Wertschätzung, Autonomie und Sinn – die zentralen Elemente des WAS-Modells aus meinem Buch "Aktiv führen".

  • Führungskräfte sollten nicht nur auf materielle Anreize setzen, sondern bewusst Motivationsfaktoren im Arbeitsalltag verankern.

  • Praxis-Tipp:
    Anerkennung ist ein kostenloses, aber hochwirksames Führungsinstrument. Ein authentisches Lob kann sehr viel bewirken.

2. Führungskräfte sind nicht für die Gefühle der Mitarbeitenden verantwortlich – aber für ihre eigenen Handlungen

Natürlich beeinflussen Führungskräfte das Klima im Team, aber sie können nicht steuern, wie sich jemand fühlt. Viel wichtiger ist:

  • Klarheit in der Kommunikation durch das Sender-Empfänger-Modell, um Missverständnisse zu vermeiden.

  • Belastung ≠ Beanspruchung: Das Belastungs-Beanspruchungs-Modell hilft, zwischen objektiven Arbeitsbedingungen und individuellen Reaktionen zu unterscheiden.

  • Praxis-Tipp:
    Führungskräfte sollten den Fokus darauf legen, die Arbeitsbedingungen zu gestalten, statt Emotionen der Mitarbeitenden zu "managen".

3. Jeder Mensch ist anders – aber die psychologischen Grundbedürfnisse sind universell

Unterschiedliche Persönlichkeiten haben unterschiedliche Erwartungen. Doch die psychologischen Grundbedürfnisse sind bei allen Menschen gleich, u.a.

  • Autonomie: unabhängig von anderen und deren Einfluss zu sein

  • Anerkennung: das Gesehen-werden-wollen und dass man will, dass jemand sieht, welchen Beitrag man leistet

  • Einfluss: Macht haben

  • Soziale Eingebundenheit: Zugehörigkeit und Wertschätzung im Team erleben

Bei jeder Person ist das unterschiedlich stark ausgeprägt, aber trotzdem den meisten Personen grundsätzlich wichtig.

Praxis-Tipp:
Wer diese Bedürfnisse ignoriert, braucht sich nicht wundern, wenn Mitarbeitende kündigen. Führungskräfte sollten gezielt Bedingungen schaffen, die diese Grundbedürfnisse erfüllen.

4. Maßnahmen gegen Stress nach dem STOP-Prinzip entwickeln

Anstatt nur auf individuelle Stressbewältigung zu setzen, sollten Führungskräfte den Arbeitsplatz strukturell gesund gestalten. Das STOP-Prinzip hilft, sinnvolle Maßnahmen zu entwickeln:

  • Substitution: Belastungen vermeiden (z. B. bessere Arbeitsverteilung)

  • Technische Maßnahmen: Unterstützung durch digitale Tools oder ergonomische Hilfsmittel

  • Organisatorische Maßnahmen: Klare Prozesse, realistische Erwartungen

  • Persönliche Maßnahmen: Führungskräfte als Vorbilder für gesunde Arbeitsweisen

  • Praxis-Tipp:
    Führungskräfte können ihre Teams unterstützen, indem sie auf strukturelle Lösungen setzen, statt nur auf "Resilienz-Trainings" für Einzelne.

5. Psychologische Sicherheit ist eine Grundvoraussetzung

Ohne psychologische Sicherheit wagen Mitarbeitende nicht, Fehler zuzugeben oder Fragen zu stellen. Das bremst Innovation, Zusammenarbeit und letztlich auch Sicherheit.

  • Psychologische Sicherheit bedeutet nicht, dass es keine Konflikte gibt – sondern, dass Konflikte offen und respektvoll besprochen werden.

  • Praxis-Tipp:
    Führungskräfte sollten regelmäßig reflektieren, wie sie mit Fehlern und abweichenden Meinungen umgehen – das prägt das gesamte Teamklima.

Mehr über psychologische Sicherheit gibt's in der Podcast-Episode 171: "Psychologische Sicherheit - Wozu in der Präventionsberatung?"

Und an alle Akademie-Mitglieder:
In der Online-Bibliothek findest Du den Kurs mit genauer Anleitung, wie man psychologische Sicherheit in einem Team oder in einer Gruppe erhöhen kann.

6. Führungskräfte sind keine Psychotherapeut:innen

Führungskräfte sind keine Therapeut:innen – und sollten es auch nicht sein. Doch sie tragen Verantwortung, wenn es um auffällige Veränderungen im Verhalten von Mitarbeitenden geht.

  • Ansprechen ja – therapieren nein: Es geht nicht darum, psychisch erkrankte Mitarbeitende zu "retten", sondern auffällige Veränderungen wertschätzend zu thematisieren.

  • Praxis-Tipp:
    Programme wie Mentale-Ersthelfer-Ausbildungen helfen Führungskräften, souverän mit psychischen Belastungen im Team umzugehen – ohne sich selbst zu überfordern.

Auch dazu gibt's schon Inhalte in der Online-Bibliothek der Akademie für Pioniere der Prävention wie z.B. "Psychische Erste Hilfe in Unternehmen"

7. Auch Führungskräfte haben eine Psyche – und das ist okay

Viele Führungskräfte setzen sich selbst unter Druck, immer stark und belastbar zu sein. Doch wer dauerhaft seine eigene Gesundheit ignoriert, schadet langfristig sich selbst und dem Team.

  • Führungskräfte, die selbst gestresst sind, werden oft als unsicher oder überfordert wahrgenommen.

  • Resiliente Führung beginnt mit Selbstführung: Prioritäten setzen, Pausen ernst nehmen, sich nicht in eine Überlastung treiben lassen.

  • Praxis-Tipp:
    Ein Konzept wie "Gesunde Führung" nach Dr. Anne-Kathrin Matyssek hilft, den eigenen Umgang mit Stress zu reflektieren und gezielt gesunde Strukturen im Team aufzubauen.

Diese sieben Punkte sind keine "Extras", sondern gehören zur Kernaufgabe jeder Führungskraft. Wer sie konsequent umsetzt, fördert Motivation, gesunde Arbeitsbedingungen und langfristige Leistungsfähigkeit im Unternehmen.

Und diese Aspekte kann man immer wieder bringen: Bei Führungskräfte-Schulungen, bei Einzelcoachings, bei solchen Gesprächen nach Vorträgen. Nicht alle, sondern besser ausgewählte, je nach Zielgruppe und Fragestellung.

Aufgabe der Woche:
Überlegen Sie, welche dieser Prinzipien in Ihrem Betrieb oder bei Ihrem aktuellen Großkunden besonders relevant sind und wie Sie sie Führungskräften näherbringen können.

Mehr Interesse?

Feedback und Fragen an Veronika Jakl:
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Hier geht es zur Online-Akademie "Pioniere der Prävention":
Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

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