Gesunde Arbeit: "Arbeitsplatz-evaluierung psychischer Belastungen: ExpertInnentipps"
Zeitschriftenartikel in "Gesunde Arbeit" 04/2015
Am 16. Juni 2015 fand im Rahmen der EU-Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – den Stress managen“ die Veranstaltung „Psychische Belastungen in der Arbeitswelt“ statt. Arbeits- und OrganisationspsychologInnen sowie weitere ArbeitnehmerschützerInnen diskutierten über fachliche Standards bei der Evaluierung arbeitsbedingter psychischer Belastungen.
Die Zusammenfassung der Veranstaltung mit Fotos in unserem Blog gibt es hier.
Artikel im Volltext:
Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen: ExpertInnentipps
Am 16. Juni 2015 fand im Rahmen der EU-Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – den Stress managen“ die Veranstaltung „Psychische Belastungen in der Arbeitswelt“ statt. Arbeits- und OrganisationspsychologInnen sowie weitere ArbeitnehmerschützerInnen diskutierten über fachliche Standards bei der Evaluierung arbeitsbedingter psychischer Belastungen.
Über 100 ExpertInnen diskutierten in der von Sozialministerium und Arbeiterkammer Wien initiierten Veranstaltung in einem Workshop zum Thema „Erfolgsfaktoren für eine gut umgesetzte Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen“.
Fachliche Standards sicherstellen
Laut den ExpertInnen kann die Evaluierung arbeitsbedingter psychischer Belastungen nur dann optimal gelingen, wenn einige wesentliche Punkte erfüllt werden. Zunächst müssen Arbeitgeber und ArbeitnehmerInnen umfassend über das Ziel und den Ablauf der Evaluierung informiert werden. Eine detaillierte Analyse der Arbeitsplätze und ihrer Belastungen sollte ebenso selbstverständlich sein wie die Maßnahmenplanung auf fundierter, arbeitswissenschaftlicher/arbeitspsychologischer Basis mit Partizipation der ArbeitnehmerInnen. Schließlich ist es notwendig, das Thema im betrieblichen Arbeitsalltag langfristig zu implementieren.
Gemeinsam zum Ziel
Eine gut zusammengesetzte Steuerungsgruppe – möglichst unter Beiziehung von FachexpertInnen wie Arbeits- und OrganisationspychologInnen – ist bei der Evaluierung arbeitsbedingter psychischer Belastungen wesentlich. Ein durchdachtes Konzept – wer macht wann was, wie, womit, (bis) wann – schafft Struktur und erspart späteren Zusatzaufwand. Auch exakte Definitionen der Tätigkeiten/Gruppen, die evaluiert werden, sind festzulegen. Um Ängste abzubauen, ist es wichtig, Klarheit zu schaffen, dass ausschließlich Arbeitsplätze und Tätigkeiten evaluiert werden und keine Personen. Dementsprechend werden keine personenbezogenen Daten (z. B. Alter, Geschlecht etc.) erhoben. Weiters ist für alle Beteiligten die notwendige Vertraulichkeit sicherzustellen.
Fazit: Maßnahmen müssen wirksam und die Dokumentation gut sein
Auch Maßnahmen zur Beseitigung/Abschwächung von psychischen Gefahren müssen wissenschaftlichen Standards entsprechen und spezifisch auf die jeweilige Gefahr/den Betrieb zugeschnitten sein. Hierbei ist ausreichend Zeit für Beschäftigte und Führungskräfte bezogen auf die Planungsworkshops notwendig. Wechselwirkungen und Nebenwirkungen von Maßnahmen müssen beachtet werden, z. B. kann durch eine Maßnahme, die an einem Arbeitsplatz Gefahren reduziert, an einem anderen eine neue Gefahr geschaffen werden. Natürlich ist auch eine gute Dokumentation des gesamten Evaluierungsprozesses wichtig, idealerweise im Vieraugenprinzip.
Autorin: Johanna Klösch, AK Wien
Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
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