Maßnahmen geplant, aber nicht umgesetzt? Das sind die Gründe!
Es ist auch für unseren Selbstwert als BeraterIn wichtig, dass etwas umgesetzt wird ...
In der Podcast-Episode 80 sprechen wir über die Gründe, warum manchmal Maßnahmen gegen Risiken nicht umgesetzt werden von Führungskräften oder in Organisationen. Dadurch bekommen Sie auch viele Ideen, was Sie als BeraterIn tun können, um aktiv gegenzusteuern.
Ich zeige Ihnen, was Menschen davon abhält, Maßnahmen gegen gesundheitliche Risiken oder Sicherheitsgefahren umzusetzen, damit es in Ihren Präventionsprojekten besser läuft und möglichst viele Optimierungen und Verbesserungen stattfinden!
Ich erinnere mich da an eine Befragung der Österr. Gewerkschaft GPA aus dem Jahr 2021. Die Frage war: "Wurden in Ihrem Betrieb in den letzten 5 Jahren Maßnahmen zur Verringerung der psychischen Belastungen gesetzt?" 22% der Beschäftigten sagen "ja".
Das ist erschreckend, finde ich! Es kann auch sein, dass diese zwar gesetzt wurden, aber die MitarbeiterInnen es nicht mitbekommen haben. Aber dann zweifle ich auch die Wirksamkeit der gesetzten Maßnahmen an!
Sie kennen das vielleicht auch:
Sie begleiten eine Firma oder eine bestimmte Abteilung, sie ermitteln die Gefahren an den Arbeitsplätzen und Sie erarbeiten kluge Maßnahmen. Jetzt geht's darum, dass diese von den Verantwortlichen umgesetzt werden, z.B. von der Führungskraft.
Dann kommen Sie einige Tage, Wochen oder Monate später wieder hin, wollen gespannt sehen, was sich verbessert hat und hören nur: "Stimmt, das hätten wir machen sollen. Ah, das ist leider im Alltag untergegangen. Wir werden das sicher demnächst dann machen. Versprochen!"
Das ist frustrierend!
Aber warum passiert das überhaupt?
Warum werden unsere klugen, durchdachten Empfehlungen nicht umgesetzt?
Manche PräventionsexpertInnen glauben, dass es reicht, wenn man kluge Ratschläge gibt und diese rechtssicher dokumentiert. Aber das ist leider falsch.
Nur weil es irgendwo geschrieben steht, werden die wenigsten Maßnahmen umgesetzt. Es halten sich ja auch nicht alle an Geschwindigkeitsbegrenzungen, nur weil es Schilder am Straßenrand gibt.
Das Thema auf 3 verschiedene Ebenen:
Auf Führungskräfte-Ebene
Deshalb setzen Führungskräfte die Maßnahmen nicht um ...
- Sie bekommen gar kein direktes Feedback zu ihrer Abteilung. Die evaluierende Person spricht nur mit der Steuerungsgruppe und schickt max. eine schriftliche Zusammenfassung an die Führungskraft.
- Sie wollten das gar nicht. Das waren nur Wünsche der MitarbeiterInnen.
- Es geht im Arbeitsalltag unter. Und sie werden nicht mehr daran erinnert.
Auf Abteilungs-Ebene
Deshalb werden im Team Maßnahmen nicht umgesetzt ...
- Es ist unklar, was eigentlich umgesetzt werden soll.
- Es gibt viele Ideen, aber keine Priorisierung.
- Es ist keine Doku vorhanden/bei der Hand, was denn geplant ist. Nur die/der ExpertIn weiß Bescheid.
- Dem ganzen Team ist Sicherheit/Gesundheit nicht wichtig. Aber das ist unwahrscheinlich.
Auf Organisations-Ebene
Deshalb setzen Firmen Maßnahmen nicht um ...
- Es gibt keine Begleitung mehr. Niemand fühlt sich zuständig. Niemand ist dahinter.
- Es wird kein Budget dafür zur Verfügung gestellt.
- Das Projektteam ist nicht repräsentativ, z.B. nur BR und HR. → Man braucht viele involvierte Stakeholder.
- Kein Commitment von Geschäftsführung oder hohen Führungskräften.
- Das Projekt zieht sich ewig in die Länge. Zwischen Ermittlung und Feedback an die Leute, die etwas verändern können, vergehen mehrere Wochen/Monate.
Warum ist es überhaupt wichtig, dass etwas umgesetzt wird?
- Es ist rechtlich verpflichtend.
- Wir wollen ja weiterempfohlen werden. Und dafür brauchen wir Erfolge, die auch KundInnen sehen.
- Für unseren Selbstwert.
Fallen Ihnen noch weitere Gründe ein? Schreiben Sie mir gerne auf LinkedIn oder Twitter – #pionierederpraevention - oder wenn Sie schüchtern sind, geht auch eine Direktnachricht ;-)
Weitere Empfehlung:
Episode 12: "Warum sich Menschen so verhalten, wie sie sich verhalten"
Kleiner Tipp zum Schluss: www.PioniereDerPraevention.com - Die Online-Akademie ist eine große Kurs-Bibliothek und ein internationales Netzwerk für ExpertInnen in der betrieblichen Prävention.
Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
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