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Langeweile im Job - Wer ist schuld?

Abschlussbesprechung zur Evaluierung psychischer Belastungen in einem mittelständische Produktionsunternehmen. Viele MitarbeiterInnen sind dankbar für ihren Job und arbeiten gerne mit ihrem KollegInnen zusammen. Aber dennoch gibt es grundlegende Fehlbelastungen. Lesen Sie hier die Diskussion dazu.

 

Veronika Jakl: "Sie haben vorhin gesagt, dass Sie Leute haben wollen, die aktiv Verbesserungsvorschläge machen, sich einbringen und Ideen haben. Sie haben aber Arbeitsplätze, wo mit kurzer Frequenz über lange Zeit das Gleiche gearbeitet wird. Wir Arbeitspsychologen sagen dazu 'monotone, repetitive Arbeit'."

Geschäftsführer: "Um wieviele Arbeitsplätze geht es da konkret?"

Veronika Jakl: "Ca. 4 Stück in der Produktion, wobei jeweils mehrere Personen davon betroffen sind."

Geschäftsführer: "Das ist ja eh nicht viel bei der Menge an Leuten, die wir haben!"

 

Veronika Jakl: "Die Leute sagen im besten Fall dazu 'Es ist halt Arbeit', aber es gibt auch Leute, die es so ausdrücken: 'Hier gibt man das Hirn beim Portier ab und nimmt es wieder mit, wenn man heimgeht.'."

Produktionsleiter: "Warum verstehen die Leute nicht, dass ihre Arbeit sehr wichtig ist und man keine Fehler machen darf? Das kann doch nicht sein, dass wir Leute haben, die solche Aussagen machen!"

 

Veronika Jakl: "Denken Sie an Auffahrunfälle im Stau. Jeder kann eigentlich Auto fahren. Aber wenn es monoton wird, passt man weniger auf und macht Fehler."

Produktionsleiter: "Das erklärt vielleicht, dass manchmal in großen Chargen von 1.000 Stück plötzlich 20-30 Stück total versaut sind. Obwohl die Maschinen schon perfekt eingestellt sind und das Material vorher keine Probleme gemacht hat."

Geschäftsführer: "Manchmal haben wir Stücke, wo ein Seitenteil nicht lackiert wird. Das fällt dann in der Beschichtung nicht auf. Es fällt beim Zuschnitt nicht auf. Es fällt auch bei der Montage nicht auf, sondern erst kurz vor dem Versand. Das kann doch nicht sein!"

Betriebsrat: "Aber das kann auch das gleiche Thema sein. Wenn man so oft hintereinander das Gleiche sieht, bildet man sich ein, dass eh alles gleich ausschaut und man sieht die Abweichungen nicht mehr."

Produktionsleiter: "Dann können wir den Leuten eigentlich keinen Vorwurf machen..."

Geschäftsführer: "Stimmt schon. Was machen wir jetzt?" 

 

Praxistipp: Schauen Sie darauf, dass Ihre MitarbeiterInnen nicht länger als 30 Minuten durchgehend die gleiche Tätigkeit machen. Dann sollte eine andere Aufgabe dran sein. Das klappt besser, wenn eine ganze Gruppe dafür zuständig ist ein Ziel zu erreichen und wenn die einzelne MitarbeiterInnen selbst die Reihenfolge ihrer Aufgaben entscheiden können.

Beispiel: Martina muss die Zahlen des 90seitigen Geschäftsberichts in eine Exceltabelle fürs Controlling übertragen. Johannes muss die alten Kundenaufträge des Quartals nach dem Eingangsdatum archivieren. Alexander muss die aktuellen Produktionsdaten händisch in das KPI-System übertragen. Alle Aufgaben für sich genommen sind monoton. Die drei MitarbeiterInnen werden unter Garantie nach einer Zeit Fehler machen, auch wenn die Aufgaben an sich nicht komplex sind. Machen Sie es sich daher als Führungskraft "leicht" und geben Sie allen 3 Leuten gemeinsam die Aufgaben. Die Aufteilung können sie dann selbst entscheiden. Sie können auch zusammenarbeiten, sich gegenseitig kontrollieren und abwechseln.

Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

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