So prägt Ihr Selbstbild Ihren Erfolg als Präventionsfachkraft
Eine starke und positive berufliche Identität kann zu einem professionellen und selbstsicheren Auftreten führen.
In der Podcast-Episode 192 sprechen wir über die wichtige Rolle, die unser Selbstbild in unserer beruflichen Identität spielt. Sie erfahren, wie Ihre tägliche Selbstwahrnehmung Ihr Selbstwertgefühl beeinflusst und wie Sie diesen Kreislauf positiv für sich nutzen können. Natürlich auf Basis psychologischer Forschungsergebnisse. Nach dieser Episode verstehen Sie besser, wie Ihre Glaubenssätze Ihr Auftreten und Ihre berufliche Identität beeinflussen.
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Ich zeige Ihnen heute also, wie Ihr Selbstbild und Ihre berufliche Identität eng miteinander verknüpft sind und wie Sie diesen Zusammenhang nutzen können, um Ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Damit Sie in Zukunft selbstsicherer auftreten und Ihre beruflichen Ziele leichter erreichen können.
Jeder von uns hat ein gewisses Selbstbild. Es wird abgeleitet aus der Selbstbeobachtung.
Beispiel:
Stellen Sie sich vor, Sie sind gerade mitten in einer Unterweisung in der Produktionshalle einer Fensterbau-Firma, die Sie erst seit Jahresbeginn betreuen. In der letzten Reihe sitzt ein Mitarbeiter, der in den letzten 10 Minuten immer wieder auf sein Handy geschaut hat.
Plötzlich steht er auf, reibt sich das Gesicht und sagt: "Können wir das nicht schneller abhandeln? Wir machen das alle seit Jahrzehnten. Und diese ganzen Vorschriften machen es nur schwieriger. Wir wissen doch alle, dass das nicht umsetzbar ist im Alltag."
Sie verstummen. Sie wissen einfach nicht, was Sie darauf jetzt antworten sollen. Alles, was Ihnen spontan einfallen würde, wäre unhöflich und nicht zielführend. Also atmen Sie tief durch und ringen um eine gute Antwort. Ihnen wird heiß. Irgendwie fällt ihnen nichts ein. Und jetzt herrscht schon ein ziemlich langes Schweigen. Und die Gedankenspirale dabei macht alles nicht besser... Diese Beobachtung kann direkt Ihr Selbstbild prägen und dazu führen, dass Sie sich selbst als wenig selbstbewusst einstufen.
Genau das beschreibt die Selbstwahrnehmungstheorie von Daryl Bem. Laut dieser Theorie leiten wir unsere inneren Einstellungen und unser Selbstbild aus unserem beobachteten Verhalten ab.
Für Selbstständige bedeutet dies, dass ihr tägliches Handeln – ob bewusst oder unbewusst – ihre Selbstwahrnehmung und damit auch ihr Auftreten gegenüber KundInnen beeinflusst.
Wenn Sie sich häufig in einer Rolle wiederfinden, in der Sie sich als erfolgreich und kompetent erleben, stärkt das Ihr Selbstbild. Dies wiederum macht Sie selbstbewusster und überzeugender gegenüber Ihren KundInnen. Umgekehrt: Wenn Sie sehen, dass Sie häufig verstummen, wenn Leute Kritik an Ihrer Arbeit äußern, dann wird das dazu beitragen, dass Sie sich als wenig selbstbewusst einschätzen.
Und das ist eine Spirale:
Das Selbstbild beeinflusst unser Selbstwertgefühl und damit unser Auftreten und somit auch, wie wir wahrgenommen werden.
Umgekehrt kann es positiv sein: Eine positive Selbstwahrnehmung führt zu einer stärkeren Selbstwirksamkeit. Auch das ist belegt. Da gibt es ein Konzept von Albert Bandura.
Selbstwirksamkeit beschreibt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, bestimmte Handlungen erfolgreich auszuführen. Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit setzen sich höhere Ziele und arbeiten härter daran, diese zu erreichen. Für Sie als Selbstständige bedeutet das: Sie gehen mit mehr Selbstbewusstsein in Verhandlungen, setzen klare Prioritäten und sind überzeugender in Ihrer Außendarstellung.
Aber der umgekehrte Fall ist auch möglich:
Wenn Sie sehen, dass Sie in schwierigen Situationen oft nachgeben oder sich zurückziehen, kann dies dazu führen, dass Sie sich als wenig durchsetzungsfähig wahrnehmen. Diese negative Spirale kann Ihr Selbstwertgefühl schwächen und Ihre berufliche Identität untergraben.
Sie können Ihre Glaubenssätze hinterfragen und bewusst daran arbeiten, ein positives Selbstbild aufzubauen. Das bedeutet auch, dass Sie sich erlauben, Fehler zu machen, ohne dabei Ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren. Indem Sie sich authentisch und selbstbewusst zeigen, stärken Sie Ihre berufliche Identität und Ihre Position als Beraterin oder Berater.
Wir haben auch schon mal in einer vorherigen Podcast-Episode über Impathie gesprochen. Also die Empathie mit sich selbst, die es Ihnen erlaubt, auch in schwierigen Situationen, wo Sie sich vielleicht über sich selbst ärgern, trotzdem impathisch mit sich zu bleiben. Und das hilft, negative Rückmeldungen konstruktiv zu verarbeiten. Und letztendlich hat die Forschung gezeigt, dass Menschen, die es schaffen, mit sich selbst impathisch zu sein und sich nicht zu verurteilen, auch empathischer mit anderen Menschen sind. Und das ist auch in der Präventionsberatung extrem wichtig.
Vielleicht glauben Sie, dass Sie immer perfekt sein müssen, um als Experte oder Expertin anerkannt zu werden. Oder dass Sie ständig erreichbar sein müssen, weil Sie unersetzbar sind. Solche Einstellungen können zu überhöhten Erwartungen an sich selbst führen und Sie langfristig ausbrennen lassen. Doch wenn Sie diese Glaubenssätze hinterfragen und realistische Erwartungen an sich selbst stellen, können Sie stressresistenter und zufriedener in Ihrem beruflichen Alltag agieren.
Und deswegen habe ich einige Reflexionsfragen für Sie. Sie brauchen nicht mitschreiben, gehen Sie es einfach im Kopf durch. Und wenn Sie das später noch einmal durchgehen wollen, dann habe ich Ihnen dazu ein Handout zusammengestellt. Dieses können Sie sich gerne downloaden unter: www.pionierederpraevention.com/reflexion
Reflexionsfragen:
- Habe ich spezifische Expertise? Bin ich besser als normale MitarbeiterInnen? Bin ich wirklich hilfreich oder nerve ich die anderen nur mit meinem Gerede über Sicherheit und Gesundheit?
Die Antworten auf diese Fragen können auch eine Auswirkung haben auf Ihren Umgang mit Ablehnung, mit Widerspruch und Kritik. Oder auch, wie sehr Sie auf Termine, Abgabefristen und Co beharren.
- Verdiene ich es, (viel) Geld zu bekommen für meine Ratschläge?
Das Selbstbild rund um das Thema "Geld" beeinflusst natürlich auch, wie Sie in Gehalts-, Budget- und Honorarverhandlungen gehen.
- Muss ich immer helfen? Muss ich auch im Urlaub erreichbar sein, weil ich unersetzlich bin?
Das beeinflusst die Prioritätensetzung.
- Darf ich Fehler machen und trotzdem glaubwürdig sein? Darf ich selbst einen Arbeitsunfall haben oder z.B. Sportmuffel sein und trotzdem Leute beraten? Macht mich das authentischer oder unglaubwürdiger?
All diese Antworten haben Einfluss auf Einstellung, Selbstwahrnehmung, Blockaden, Glaubenssätze. Und natürlich ist das beeinflusst von Ihren Bedürfnissen. Gesamt gesehen prägt das alles Ihre berufliche Identität.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Ihr Selbstbild und Ihre Selbstwahrnehmung haben einen direkten Einfluss auf Ihr berufliches Auftreten und Ihre Identität. Indem Sie sich Ihrer Glaubenssätze bewusst werden und diese hinterfragen, können Sie Ihr Selbstbewusstsein stärken und selbstsicherer auftreten. Eine starke und positive berufliche Identität kann zu einem professionellen und selbstsicheren Auftreten führen.
Aufgabe der Woche:
Beobachten Sie sich in den kommenden Tagen bewusst in Situationen, die für Sie herausfordernd sind. Notieren Sie sich, wie Sie reagieren und wie Sie sich dabei fühlen. Fragen Sie sich, welche Glaubenssätze dahinterstecken und wie diese Ihr Selbstbild beeinflussen.
Wenn Sie dabei professionelle Unterstützung haben wollen, dann schauen Sie mal unter www.pionierederpraevention.com/coaching . Da biete ich immer mal wieder Einzel- und Gruppencoachings an, exklusiv für Menschen, die in Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement unterwegs sind.
Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
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