7 Wege, um Verhalten zu verändern - wie wirksam sind diese?
Verhaltensänderung ist essenziell in der betrieblichen Prävention, um langfristige Gesundheit und Sicherheit zu gewährleisten.
In der Podcast-Episode 190 lernen Sie, wie Sie Menschen dazu bringen können, sich anders zu verhalten. Wir sprechen über sieben Wege der Verhaltensänderung und konkrete Beispiele aus der betrieblichen Prävention. Ich zeige Ihnen, wie Sie durch verschiedene Methoden das Verhalten von Menschen beeinflussen können. Damit Sie gezielt und effektiv gute Veränderungen herbeiführen können.
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Zu diesem Thema werde nicht nur ich einen Input liefern, sondern auch mit meinen Gästen im Podcast diskutieren, nämlich Kathrin Glaser-Bunz (BGM-Spezialistin & Spezialistin für Gesund Führen) und Michelle Pichler (studiert in den letzten Zügen Psychologie, arbeitet in einem arbeitsmedizinischen Zentrum und auch bei mir in der Firma als Praktikantin).
Wann haben Sie das letzte Mal versucht, Ihr eigenes Verhalten zu verändern? Also z.B. gesünder zu essen, sich mehr zu bewegen oder mehr bewusste Ruhepausen zu machen. Sie wissen sicher wie schwierig das ist! Aber all diese Erfahrungen sind wichtig, denn: Zu welchen Verhaltensänderungen wollen Sie Beschäftigte oder Führungskräfte bewegen?
Bei mir als Arbeitspsychologin geht es oft darum, dass Führungskräfte sich bewusst mehr Zeit nehmen für ihre Führungsarbeit wie Feedback zu geben, die wöchentlichen Teammeetings nicht ausfallen zu lassen oder auch in stressigen Momenten Lob auszusprechen.
Oder ich denke jetzt auch an ein gerade startendes Projekt zur Verbesserung der Sicherheitskultur, wo es u.a. darum geht, dass die Führungskräfte selbst die PSA verwenden und auch die vorhandenen Dokumente zur Unfallanalyse in der Realität nutzen.
Verhaltensänderung ist essenziell in der betrieblichen Prävention, um langfristige Gesundheit und Sicherheit zu gewährleisten. Doch das Thema ist herausfordernd, weil Menschen tief verwurzelte Gewohnheiten und Überzeugungen haben, die nicht leicht zu ändern sind.
Wir könnten jetzt auch sagen: "Menschen ändern sich nicht mehr als Erwachsene." Dann könnten wir diese Podcast-Episode aber auch gleich wieder beenden und es bleiben lassen. Und dann wären wir falsch in der betrieblichen Prävention. Aber natürlich muss man schon ein:e unerschütterliche:r Optimist:in sein und an Verhaltensänderungen auch glauben. Aber das ist ja unser Ziel: Weniger Unfälle, höhere Zufriedenheit und bessere Gesundheit.
Deshalb geht es um die Wege der Verhaltensänderung (hier sind jeweils zwei Beispiele angeführt für jede der genannten Varianten zur Veränderung des Verhaltens von Beschäftigten, einmal aus der Arbeitssicherheit und einmal aus der betrieblichen Gesundheit).
7 Wege der Verhaltensänderung
1. Kognitiver Ansatz
Vermitteln Sie Informationen über mögliche Konsequenzen. Neutral, ohne erhobenen Zeigefinger.
Beispiel Arbeitssicherheit:
Unterweisungen über die Folgen von Nichtbeachtung der Sicherheitsvorschriften, z.B. Risiken für Unfälle oder Verletzungen
Beispiel betriebliche Gesundheit:
Informationskampagnen über die gesundheitlichen Langzeitfolgen von schlechter Ergonomie am Arbeitsplatz, wie Rückenschmerzen oder chronische Erkrankungen. Also z.B. Poster aufhängen in der Kaffeeküche zur Veränderung des Blutzuckerspiegels durch Schokolade nach dem Mittagsessen.
2. Negative Konsequenzen für ungewolltes Verhalten wie Strafen oder Kritik
Beispiel Arbeitssicherheit:
Einführung von Verwarnungen oder Geldstrafen für das Ignorieren von Sicherheitsanweisungen, z.B. das Nichttragen von Schutzhelmen
Beispiel betriebliche Gesundheit:
Kritische Gespräche oder Verwarnungen bei wiederholtem Verstoß gegen gesundheitsfördernde Verhaltensweisen, wie z.B. Rauchen am Betriebsgelände
3. Positive Konsequenzen für gewünschtes Verhalten wie Lob oder finanzielle Anreize
Beispiel Arbeitssicherheit:
Anerkennung und Belohnungen für das Einhalten von Sicherheitsprotokollen, z.B. durch monatliche Auszeichnungen für unfallfreie Abteilungen oder Lob bei Begehungen wie in BBS
Achtung:
Vision Zero kann auch nach hinten losgehen bei fehlender psychologischer Sicherheit!
Beispiel betriebliche Gesundheit:
Positive Rückmeldungen und Anreize für die Teilnahme an Gesundheitsprogrammen, z.B. kostenlose Fitnessstudio-Mitgliedschaften für regelmäßige TeilnehmerInnen
4. Vorbilder für gewünschtes Verhalten zeigen
Beispiel Arbeitssicherheit:
Führungskräfte, die selbst strikt alle Sicherheitsvorschriften einhalten und dadurch als Vorbilder fungieren
Beispiel betriebliche Gesundheit:
KollegInnen, die regelmäßig an betrieblichen Gesundheitsinitiativen teilnehmen und ihre positiven Erfahrungen teilen
5. "Zwang" durch äußere Umstände oder verhältnisorientierte Maßnahmen
Beispiel Arbeitssicherheit:
Implementierung von Zugangskontrollen, die nur mit vollständiger Schutzausrüstung passiert werden können, z.B. Helm für Baustellenzutritt
Beispiel betriebliche Gesundheit:
Einführung von ergonomischen Arbeitsplätzen, die automatisch die Haltung der MitarbeiterInnen korrigieren
6. Sozialer Druck durch Gespräche über Ziele
Menschen wollen sich an Vereinbarungen halten und konsistent handeln. Wenn man also ein Ziel ausspricht, ist die Wahrscheinlichkeit höher, es zu erreichen.
Beispiel Arbeitssicherheit:
Regelmäßige Teammeetings, in denen Sicherheitsziele gemeinsam festgelegt werden und der Fortschritt besprochen wird
Beispiel betriebliche Gesundheit:
Gesundheitsziele in MitarbeiterInnen-Gesprächen festlegen und regelmäßig den Fortschritt überprüfen
Hier merken dann auch die Leute, dass es normal ist, sich um diese Themen zu kümmern.
7. Neue Routinen etablieren
Beispiel Arbeitssicherheit:
Tägliche Sicherheitschecks vor Arbeitsbeginn als feste Routine für alle MitarbeiterInnen
Beispiel betriebliche Gesundheit:
Regelmäßige Pausen für Dehnübungen und kurze Spaziergänge in den Arbeitsalltag integrieren
Alles, worüber man nicht mehr viel nachdenken muss (wie Zähne putzen) ist gut!
Diese Beispiele verdeutlichen, wie verschiedene Ansätze zur Verhaltensänderung sowohl in der Arbeitssicherheit als auch in der betrieblichen Gesundheit angewendet werden können. Natürlich gilt das auch für die Arbeitspsychologie.
Die Wirksamkeit dieser Methoden hängt ab von individuellen Erfahrungen seit der Kindheit, den persönlichen Bedürfnissen und auch wie weit man schon ist in seiner Verhaltensänderung (Geht es um Bewusstseinsbildung oder um das letzte Anschieben in die richtige Richtung?).
Abstecher
Denken Sie da auch an das "Transtheoretische Modell". Das ist ein Konzept zur Beschreibung, Erklärung, Vorhersage und Beeinflussung von intentionalen Verhaltensänderungen.
Es gibt verschiedene Stadien der Verhaltensänderung:
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Im Absichtslosigkeitsstadium ("Precontemplation") haben Personen keine Absicht, ein problematisches Verhalten zu verändern.
-
Im Absichtsbildungsstadium ("Contemplation") haben Personen die Absicht, irgendwann das problematische Verhalten zu verändern.
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Im Vorbereitungsstadium ("Preparation") planen Personen konkret, demnächst ihr problematisches Verhalten zu ändern und unternehmen erste Schritte in Richtung einer Verhaltensänderung.
-
Im Handlungsstadium ("Action") vollziehen Personen eine Verhaltensänderung.
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Im Aufrechterhaltungsstadium ("Maintenance") haben Personen seit einem längeren Zeitraum das problematische Verhalten aufgegeben.
-
Im Abschlussstadium ("Termination") ist das alte Verhalten dauerhaft aufgegeben, das neue Verhalten ist verinnerlicht und wird aufrechterhalten.
Denken Sie daran:
Nicht von sich auf andere schließen! Denn nur weil uns etwas motiviert zu sicherem und gesundem Verhalten, heißt das nicht, dass es auch die anderen Menschen dazu motiviert.
Deshalb ist es so wichtig, hier auch offen zu reflektieren. Und genau das mache ich in dieser Episode mit meinen Gästen. Hören Sie sich das gerne im Podcast an!
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es vielfältige Wege gibt, um Verhaltensänderungen herbeizuführen, und dass der Erfolg maßgeblich von den individuellen Voraussetzungen der Menschen abhängt.
Aufgabe der Woche:
Versuchen Sie, in Ihrem Arbeitsumfeld eine der vorgestellten Methoden zur Verhaltensänderung gezielt einzusetzen und beobachten Sie die Reaktionen und Ergebnisse.
Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
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