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So überwinden Sie Widerstände mit Hypothesen & kommunizieren konstruktiv

Ein häufiges Vorurteil ist, dass Hypothesen schwach oder unsicher wirken. Dabei sind sie tatsächlich ein Zeichen für professionelles Vorgehen, Offenheit und Kooperation.

In der Podcast-Episode 181 sprechen wir über die Bedeutung von Hypothesen und Vermutungen im Dialog. Es geht darum, wie man seinen Standpunkt klar macht, dabei aber dem Gegenüber Wahlmöglichkeiten lässt und zum Austausch einlädt. Außerdem wird thematisiert, warum es wichtig ist, eine konstruktivistische Sichtweise zu vertreten und dass wir nicht die einzige Wahrheit oder die allerbeste Lösung haben.
Danach wissen Sie, wie Sie Hypothesen effektiv nutzen können, um Diskussionen zu bereichern und konstruktive Lösungen zu finden.

Ich zeige Ihnen heute also, warum Hypothesen ein wertvolles Werkzeug in der Kommunikation und Entscheidungsfindung sind. Damit Sie in Diskussionen offener und kooperativer vorgehen können.

Ein bekanntes Zitat von Karl Popper lautet: "Unsere wissenschaftlichen Theorien sind Hypothesen, die sich immer wieder bewähren müssen." Wir wissen: In der Wissenschaft bilden wir Hypothesen und versuchen sie dann zu widerlegen.

Aber kennen Sie Hypothesen auch als Gesprächstechnik?
Mir ist das erst in meiner Coaching-Ausbildung so richtig klar geworden, wie wirkungsvoll das Hypothetisieren ist. Dass Hypothesen ein essenzielles Werkzeug sind, um unseren Standpunkt klar zu machen, ohne den Diskussionspartner vor den Kopf zu stoßen. Sie ermöglichen es uns, Annahmen zu formulieren und diese gemeinsam zu überprüfen. Dies fördert den Austausch und verhindert Widerstände.

In der Praxis wollen wir oft, dass Beschäftigte zu Beteiligten werden. Das gilt besonders für Maßnahmen und Projekte im Bereich der Prävention. Allerdings stoßen wir oft auch auf Widerstände, wenn wir zu direkt oder zu absolut auftreten. Hypothesen helfen uns, offener zu kommunizieren und unterschiedliche Sichtweisen einzubeziehen.

Wenn wir Hypothesen richtig einsetzen und dabei keine Fehler machen, bieten sich großartige Gelegenheiten:
Wir können Lösungen gemeinsam mit den Betroffenen erarbeiten und dadurch eine höhere Akzeptanz und Wirksamkeit der Maßnahmen erzielen.

Ein häufiges Vorurteil ist, dass Hypothesen schwach oder unsicher wirken. Dabei sind sie tatsächlich ein Zeichen für professionelles Vorgehen, Offenheit und Kooperation.

Beispiele für Hypothesen bei Maßnahmenentwicklung:

  • "Ich habe die Vermutung, dass diese Maßnahme erfolgreich sein könnte. Was denken Sie darüber?" oder
  • "Bei anderen Organisationen hat das schon gut funktioniert. Könnte das auch bei uns klappen?"

So kann man vorsichtig und sanft Hypothesen in den Raum stellen und dann in den Austausch gehen mit dem Gegenüber.

Beispiel für Hypothese als Feedback:

"Ich vermute, dass das geringe Interesse an den angebotenen BGF-Maßnahmen darauf beruht, dass die Programme nicht auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen abgestimmt sind. Wie sehen Sie das?"

Solche Formulierungen ermöglichen es, Diskussionen zu führen, ohne die Sichtweisen der anderen einzuschränken oder Reaktanz zu erzeugen. Solche Hypothesen bieten dem Gegenüber auch Handlungsspielraum an. Denn Hypothesen sind ja nur Vermutungen. Gleichzeitig kann man ganz spezifische Punkte ansprechen. Und man zeigt auch, dass man partizipativ arbeiten will, dass man überzeugt ist, gemeinsam die beste Lösung finden zu können. Es zeigt echtes Interesse am Gegenüber. Trotzdem kann man mit Hypothesen auch fachlich wertvolle Impulse bringen und die eigene Expertise zeigen.

Beispiele für Hypothesen mit fachlicher Expertise:

Als Berater:in könnte man so etwas sagen wie:
"Ich habe die Vermutung, dass die Rückenbeschwerden, die bei den letzten Vorsorgeuntersuchungen rausgekommen sind, darauf zurückzuführen sind, dass die Arbeitsplätze noch nicht ergonomisch genug gestaltet sind. Bei den Bereichen, wo wir die höhenverstellbaren Schreibtische haben, gibt's deutlich weniger Beschwerden. Wie schätzen Sie das ein?"

Mögliche Antwort des Beschäftigten:
"Das könnte stimmen. Unsere Stühle sind ziemlich alt und viele Kolleg:innen haben sich schon über Rückenschmerzen beschwert. Neue ergonomische Möbel könnten helfen."

Oder Sie könnten auch sagen:
"Könnte es sein, dass die Beschäftigten wirklich wenig Lob bekommen für ihre gute Arbeit und deshalb frustriert sind?"

Hören Sie es von den Formulierungen her raus? Das ist einfach viel weniger konfrontativ als wenn man sagen würde: "Wissen Sie, die Beschäftigten bekommen zu wenig Lob für ihre Arbeit und deswegen sind sie frustriert." So würde ich es als absolute Wahrheit formulieren. Wenn ich es aber sanft mache, mit Hypothesen, anderen Formulierungen, dann ist das deutlich zurückhaltender und auch partizipativer.

Es liegt in unserer Natur als Menschen, dass wir ständig Annahmen über die Welt um uns herum bilden. Solche Hypothesen sind komplett normal. Aber wenn wir sie äußern, dann kommen sie sehr häufig als absolute Wahrheiten daher. Und da muss man vorsichtig sein.

Gunther Schmidt, Vordenken im hypnosystemischen Coaching, sagte: "Dies tut jeder Mensch ständig ganz spontan und unwillkürlich, um selbst Orientierung zu finden und handlungsfähig sein zu können. Wichtig ist es nur, sich nicht in die eigenen Hypothesen zu verlieben."

Es geht darum, sich klar zu machen, dass all das, was wir wahrnehmen, Hypothesen und Vermutungen über die Welt sind, aber es sind nicht absolute Wahrheiten.

Eine beinahe universell einsetzbare Hypothese lautet: "Könnte es auch anders sein?" Also wenn eine Führungskraft zu Ihnen sagt: "Maria ist immer so faul. Die werden wir in diesem Leben nicht mehr dazu bringen, sich mehr zu bewegen." Dann könnte man antworten: "Könnte es auch anders sein?" Damit überlisten wir nämlich freundlich-wertschätzend die Wirklichkeitskonstruktion, die gerne mal als Wahrheit daherkommt und von Weiterentwicklung und weiterem Nachdenken abhält.

Das Ziel von solchen Hypothesen ist, den Denkhorizont unseres Gegenübers zu erweitern und dadurch zu neuem Denken anzuregen. Und natürlich kann es auch sein, dass dann eine Gegenposition daher kommt. Bei jeder Hypothese muss es möglich sein, eine Gegenposition zu formulieren.

Wenn wir Hypothesen nun einen Schritt weiter denken, dann gibt es auch eine

Gesprächstechnik aus dem CoachingHypothetische Fragen

Hier packt man Hypothesen gleich in Fragen um (in der Möglichkeitsform). Und hier könnte man z.B. formulieren:

  • "Was müssten Sie tun, wenn Sie gesünder arbeiten wollen würden?"
  • "Was würden Sie tun, wenn Sie ganz allein die Entscheidung treffen könnten?"
  • "Wie würden Sie an die Sache herangehen, wenn Zeit kein Rolle spielen würde?"

Noch mehr Gesprächstechniken aus dem Coaching gibt's übrigens im Lehrgang "Bedürfnisorientierte Prävention".

Aufgabe der Woche:
Formulieren Sie in Ihrer nächsten Diskussion bewusst Hypothesen und laden Sie Ihr Gegenüber dazu ein, diese zu prüfen und zu diskutieren. Beobachten Sie, wie sich dadurch die Dynamik im Gespräch verändert.

Schreiben Sie mir dazu gerne ein E-Mail oder eine Direktnachricht auf LinkedIn.

Feedback und Fragen an Veronika Jakl:
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Veronika Jakl auf LinkedIn:
Hier geht es zur Online-Akademie "Pioniere der Prävention":
Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

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