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Nudging - Bedürfnisorientiert Anreize setzen für Verhaltensänderung

Nudges sollen eine Entscheidung in eine gewünschte Richtung lenken, ohne die Wahlmöglichkeiten der Person tatsächlich einzuschränken.

In der Podcast-Episode 176 sprechen wir über unterschiedliche Anreize für Verhaltenssteuerung. Und wir kombinieren die Technik des Nudgings mit Bedürfnisorientierung. Damit Sie kreativer werden in dem, wie Sie Menschen motivieren!

Ich war dieses Jahr beim Barcamp der DGUV und da war eine große Frage, die wir in einer Session diskutiert haben: Wie kann man Leute motivieren an Lehrgängen aktiv teilzunehmen, Vorbereitungsaufgaben, Selbstlernaufgaben und zwischendurch Hausübungen zu machen?

Dazu haben wir unterschiedliche Methoden gebrainstormt:

  • Nutzen aufzeigen, was die Aufgabe bringt: Wo kann man sich in der eigenen Karriere hin entwickeln damit?

  • Lern-Buddies: Verabredungen mit KollegInnen treffen, bei denen man sich austauscht, auch was man selbst gelernt hat in letzter Zeit

  • Deadline für die Abgabe einer Abgabe und gemeinsame Session für den Austausch und für die Verbindlichkeit: Damit den Teilnehmenden auch selbst eine Art Rechtfertigung gegeben wird, wenn sie sich damit beschäftigen (ohne Deadline wird sonst uU ewig verschoben und im Arbeitsalltag wird dann keine Zeit dafür gefunden)

  • Lehrgang mit einem Online-Meeting starten und nicht mit einer Selbstlernphase für mehr Commitment

  • Gamification: Das ist etwas, dass ich auch in meinem Lehrgang "Bedürfnisorientierte Prävention" mache. Da können Leute Punkte sammeln für jede Aktion und für jedes Mitmachen.

  • Sozialer Druck: Als Vortragende:r geht man davon aus, dass alle Leute ihre Aufgaben gemacht haben und bezieht sich auch immer wieder darauf. So, dass diejenigen, die es nicht gemacht haben, das Gefühl haben, die/der Einzige zu sein, die/der es nicht gemacht hat und jetzt Pech hat, weil nicht gewusst wird, worum es geht. Hier wird auch die soziale Norm klar gemacht: Es ist normal, die Hausübung zu erledigen. Die Hardcore-Methode: Die Teilnehmenden gar nicht in Präsenz zuzulassen, wenn sie etwas vorher nicht abgegeben haben.

Diese unterschiedlichen Methoden haben wir also gebrainstormt. Man hat es an den verschiedenen Reaktionen dann schon gemerkt. Mal haben Leute gesagt "Super, das ist ja perfekt!" Und manchmal wurde gesagt: "Naja, das ist zu spielerisch für Erwachsene und nur für Kinder gedacht." Es war sehr spannend, diese Reaktionen zu beobachten. Denn dadurch habe ich für mich reflektiert: Jeder Mensch wird durch unterschiedliche Sachen motiviert!

Und mich hat das auch sehr erinnert an die Techniken des Nudgings. Die Idee von Nudging ist: Das menschliche Gehirn ist keine objektiv arbeitende Maschine, sondern wir werden ständig beeinflusst, z.B. durch kognitive Biase. Menschen handeln also nicht rational. Sondern wir haben immer wieder kognitive Verzerrungen, die uns beeinflussen. Und genau da setzt Nudging an und versucht mit dieser Technik z.B. Leute im Alltag zu gesünderen, sichereren Entscheidungen zu bringen.

Nudges ("Anstupser") sind physische, soziale oder psychische Elemente einer Entscheidungsarchitektur. Sie sollen eine Entscheidung in eine gewünschte Richtung lenken, ohne die Wahlmöglichkeiten der Person tatsächlich einzuschränken.

Es gibt einige Modelle, wie solche Nudges sein sollen bzw. was gute Nudges sind. So gibt es z.B. auch das AEIOU-Modell von Krisam (2022). Hier gibt es 5 Kategorien für Nudges: Attraktive Ansprache, Einfachheit, Incentivierung, Orientierung und Unmittelbarkeit.

Manche der Empfehlungen basieren auf einfachen wahrnehmungspsychologischen Erkenntnissen (z.B. visuelle Elemente wie Bilder & Video werden schneller wahrgenommen und aufmerksamer verfolgt als Texte) und manche Empfehlungen basieren wiederum auf Bedürfnissen, die durch die Nudges erfüllt werden.

Hier gibt's nun einige Beispiele für typische Nudges und auf welchen Bedürfnissen von Menschen diese beruhen. Also, welche psychischen Grundbedürfnisse mit solchen Nudges erfüllt werden.

Beispiele:

  • Spielerische Elemente und Wettkämpfe ➡️ Lust auf Kampf und Sozialkontakte

  • Symbolische Belohnungen (wie Medaillen) ➡️ Wunsch nach Status in Kombination mit sozialer Anerkennung

  • Soziale Normen / Vergleiche: Informationen, wie sich andere Menschen, vor allem in der Bezugsgruppe, verhalten (haben). Dazu zählen auch Benchmarking-Vergleiche mit ähnlichen Organisationen. ➡️ Grundbedürfnis nach Prinzipien

  • Lob für erreichte Ziele in Fitness-Trackern ➡️ Bedürfnis nach sozialer Anerkennung

  • Personalisierung: EmpfängerInnen und AbsenderInnen einer Botschaft werden mit Namen genannt. Briefe werden ggf. sogar handschriftlich unterschrieben. ➡️ Bedürfnis nach erhöhtem Status

  • Das Unternehmen spendet ab einer gewissen Teilnahmequote bei einem Gesundheitstag für eine Aktion/ein Event im Unternehmen oder für eine wohltätige Organisation. ➡️ Bedürfnis nach sozialem Engagement

  • Verbindlichkeit: Öffentliches Aufschreiben von Zielen erhöht die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung. ➡️ Bedürfnis nach Prinzipien & nach sozialer Anerkennung

  • Eigene Ziele benennen können ➡️ Bedürfnis nach Autonomie

Sie sehen:
Wenn man sich an den Bedürfnissen der Beschäftigten oder von Seminar-Teilnehmenden orientiert, dann fallen auch solche Nudges leichter.

Wie kann das jetzt in der Realität aussehen?
Wir machen ja keine Persönlichkeitstests mit allen Mitarbeitenden, um dann unsere Präventionsarbeit daran auszurichten.
Aber was geht? Sich an den wichtigsten Bedürfnissen zu orientieren und diese mitzudenken, wenn wir Interventionen oder Seminare konzipieren. Dadurch wird man kreativer und vielfältiger in der Ansprache von Motivation!

Wenn Sie das mehr interessiert:
Ende Mai gibt es ein kostenfreies Webinar zum Thema Bedürfnisorientierte Prävention. HIER ist der Anmeldelink.

Aufgabe der Woche:
Nehmen Sie sich eine Intervention her, die Sie gerade setzen, eine Maßnahme oder eine Unterweisung oder eine Workshop-Reihe. Und reflektieren Sie mal: Welche Art von Menschen motivieren Sie da gerade besonders dazu?

 

Feedback und Fragen an Veronika Jakl:
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Hier geht es zur Online-Akademie "Pioniere der Prävention":
Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

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