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Nützt ein agiles Mindset im BGM? 7 Prinzipien im Schnelldurchlauf

Agilität heißt auch, Veränderungen willkommen zu heißen und sich nicht zu denken "Oh Gott, was hat sich der/die KundIn jetzt schon wieder überlegt?"

In der Podcast-Episode 175 reden wir über Agilität, die Prinzipien dahinter und die agilen Methoden, die darauf folgen. Ich zeige Ihnen welche Parallelen ich hier sehe zwischen BGM und der Softwareentwicklung, wo dieses Thema eigentlich verwurzelt ist.

Warum spreche ich darüber?

Es gab ein Webinar im Zuge des Lehrgangs "Bedürfnisorientierte Prävention". Und im 3. Modul geht es um Interventionen. Da schauen wir uns nicht nur klassische Interventionen an wie Gesprächsführungstechniken und Coachingtechniken sondern die Teilnehmenden lernen auch von Spezial-Themen wie Suchtprävention und eben Agilität abzuleiten, wie man bedürfnisorientiert vorgehen kann.

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Wenn Sie das Thema "Bedürfnisorientierung" interessiert in der Prävention, dann gibt's Ende Mai 2024 ein kostenloses Einführungs-Webinar von mir dazu. HIER der Link.

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Vor 2 Wochen gab es ein Webinar von Brigitte Pfeifer-Schmöller von der Weiterbildungsakademie "Mixed Agile Arts", wo unterschiedliche agile Methoden und Vorgehensweisen unterrichtet werden.

Wir haben uns angeschaut:

  • Was ist Agilität?
  • In welchen Kontexten macht es Sinn?
  • Welche Prinzipien stecken dahinter?
  • Und welche Methoden wie Kanban oder Scrum gibt es da?

Lassen Sie mich dazu eine kleine Geschichte erzählen

Ich habe zu dem Thema eine Affinität, denn ich habe vor mittlerweile über 10 Jahren eine Softwarefirma gegründet. Das war damals 2013, als dieser große erste Schwung von der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen war.

Von einigen KollegInnen wurde ich damals gebeten, irgendwas zu machen, um dies zu automatisieren. Denn 2013 war es ja noch so, dass psychologische Fragebögen nur Papier-Bleistift gut funktioniert haben. Es gab wenig, das automatisiert ausgewertet wurde. Also, so dass man per Knopfdruck sofort einen Auswertungsbericht erhielt.

So kam es jedenfalls dann dazu, dass wir den Fragebogen BASA II hergenommen haben und für diesen eine Online-Plattform entwickeln ließen. Wir haben dazu eine Softwareentwicklungsfirma beauftragt. Diese haben Scrum verwendet als Prozess. Und Scrum ist eine agile Methode.

Das heißt, wir haben ein grobes Ziel gesetzt und dann haben wir uns alle 2 Wochen für ein Meeting in der Früh (ca. 1 Stunde) getroffen, wo wir gezeigt bekommen haben, was die gemacht haben in den letzten 2 Wochen, wir haben Feedback gegeben und dann das Ziel für die nächsten 2 Wochen festgelegt. So haben wir über einige Monate hinweg die Plattform Schritt für Schritt gebaut.

Wo ist die Verbindung zu BGM?

Immer wieder höre ich von BGM'lerInnen:
"Ich weiß nicht, was ich in mein Angebot schreiben soll. Ich soll einen BGM-Prozess für eine Firma mit 450 MitarbeiterInnen aufsetzen für die nächsten 4 Jahre. Wie kalkuliere ich das?"

Und da ist jetzt die Verbindung! Wenn ich so etwas höre, stellt es mir nämlich die Nackenhaare auf. Denn das Ziel für dieses BGM-Angebot ist noch ganz unklar. Und damit kann auch der Weg dorthin nicht definiert werden. Damit kann man nicht abschätzen, welchen Aufwand man hat für die nächsten z.B. 4 Jahre. Der Weg dorthin kann nur partizipativ erfolgen und Schritt für Schritt definiert werden. Weil so etwas Großes, wie das Aufsetzen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements, kann man vorher nicht genau abschätzen. Das muss Schritt für Schritt erfolgen. Da sollten wir uns viel abschauen bei solchen Ansätzen von agilen Softwareentwicklern.

Und in der Podcast-Episode 175 möchte ich eben diese Prinzipien von Agilität ein bisschen Revue passieren lassen, die ich für mich mitgenommen habe von Brigitte Pfeifer-Schmöller, und reflektieren, wie diese vielleicht auch gut ins BGM passen.

 

Prinzipien

1. Prinzip:

Wann liefern wir KundInnen das erste Mal einen Wert?
Ein Prinzip der Agilität ist, dass wir möglichst schnell einen Wert liefern sollen. Irgendetwas, wovon diese etwas haben.
Das heißt, Softwareentwickler wollen nicht 5 Monate im stillen Kämmerlein alleine arbeiten und dann etwas Fertiges präsentieren. Sondern die Idee von Agilität ist, wirklich schnell KundInnen etwas zu zeigen, sich Feedback zu holen und dann darauf angepasst weiterzuarbeiten.

Und das können wir sehr gut umlegen auf unser BGM:
Wann liefern Sie denn das erste Mal einen Wert für den/die KundIn oder für eine Führungskraft? Vielleicht machen Sie das schon beim Angebot, wo Sie einen Plan ausarbeitet. Oder sogar schon beim Erstgespräch, indem Sie kluge, bedürfnisorientierte Fragen stellen und damit den/die KundIn oder die Führungskraft auf neue Ideen bringen, die dann an sich schon einen Wert darstellen.

2. Prinzip:

Wie wird mit Veränderungen umgegangen im Prozess?
Agilität heißt auch, Veränderungen willkommen zu heißen und sich nicht zu denken "Oh Gott, was hat sich der/die KundIn jetzt schon wieder überlegt?" Es geht hier darum, sich wirklich laufend zu orientieren am Kunden, an der Kundin, also der Person, die vorgibt, was zu tun ist.

Und dass ich nicht mehr überlege: Ich habe einen Vertrag und den muss ich auf Punkt und Komma einhalten. Sondern dass sich Ziele verändern dürfen am Weg, dass man sich hier ständig anpasst.

Denn wir müssen uns hier auch überlegen, dass KundInnen eigentlich gar nicht wissen, was sie wollen. Aber es ist unsere Aufgabe als DienstleisterIn, das herauszufinden und damit umzugehen. Und eben auch damit umzugehen, wenn es Veränderungen gibt im Prozess. Und gerade, wenn es schwammig ist (z.B. "gesünder werden"), dann muss man davon ausgehen, dass es regelmäßig in diesem Prozess Veränderungen geben wird. 

3. Prinzip:

KundInnen und Stakeholder involvieren in den Prozess, ins tägliche Arbeiten.
Damit wir herausfinden, was diese wollen und brauchen. Damit wir diesen Alternativen anbieten und aussuchen lassen (A oder B?). Aber diese auch involvieren, damit sie merken, was da dahinter steckt.

4. Prinzip:

Was brauchen Leute, um motiviert zu sein?
Welche Umgebung brauchen die Leute, um sich zu engagieren?

Die Agilität, dieses agile Mindset zielt auch darauf ab, dass Leute gerne mitarbeiten. So, dass man Leute auch unterstützen möchte und diesen vertraut, dass es gut wird, dass das, was sie liefern, auch gut wird, um damit natürlich auch zu deren Motivation beizutragen.

Und dieses Prinzip passt total zur Bedürfnisorientierung, weil es ja darum geht, herauszufinden, welche Bedürfnisse mein Gegenüber hat und was die Person braucht, um motiviert mitzuarbeiten.

5. Prinzip:

Wie effektiv kommunizieren wir?
Welche Kommunikationskanäle verwenden wir?

Wann schreibe ich E-Mails? Wann verwende ich Kollaborationstools? Wann mache ich F2F-Gespräche?

Hier sollten wir uns sehr gut überlegen, was gute Kommunikationsmethoden sind. Und als DienstleisterIn muss man sich das eben auch für jede Firma überlegen, die man betreut.

Eine gute Methode ist zum Beispiel Kanban. Ein Kanban-Board kann man sich so ein bisschen vorstellen, wie eine Spezial-To-Do Liste. So ein Kanban-Board zielt darauf ab, dass alle Steakholder wirklich auf einen Blick sehen, was gerade ansteht und selbstständig drüberschauen können und sich selber rausgreifen können, was die eine, nächste Aufgabe ist, die sie machen möchten, die sie in diesem Projekt übernehmen können.

6. Prinzip:

Dinge bewusst weglassen.

Manchmal braucht es einfache Lösungen und nicht komplexe Antworten auf komplexe Probleme.

Und ich glaube, Dinge bewusst wegzulassen, würde uns im BGM total gut tun. Denn manchmal überadministrieren wir einfach.

7. Prinzip:

Wir müssen uns ständig adaptieren und ständig neue Dinge dazulernen.

Es gibt ja diesen kontinuierlichen Verbesserungsprozess in der ISO-Norm 45001, diesen Plan Do Check Act - Zyklus. 

Und ich glaube, sich regelmäßig zu adaptieren, sich regelmäßig zu überprüfen, ob wir noch am richtigen Weg sind, ob wir gerade noch das Richte machen, ist etwas, wo wir konsequent besser werden können, wenn wir das immer wieder einbauen in unser BGM, unsere Projekte, unser tägliches Arbeiten.

Schreiben Sie mir gern ein Mail, was Ihre Gedanken sind zu diesem agilen Mindset und ob man das im BGM gut gebrauchen kann. Ich bin gespannt!

Feedback und Fragen an Veronika Jakl:
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Hier geht es zur Online-Akademie "Pioniere der Prävention":

Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

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