Selbstbewusst auftreten - 5 Tipps für Berufsanfänger:innen
Ich weiß noch, wie nervös ich war am Beginn meiner Selbstständigkeit ...
Ich zeige Ihnen in der Podcast-Episode 164 fünf meiner Tipps, wie Sie selbstbewusst auftreten können: Vor Vorgesetzten, die Sie und Ihre Arbeit "bewerten". Oder auch in Erstgesprächen vor potentiellen Auftraggebern. Oder wenn Sie eine Unterweisung geben oder ein Seminar halten.
Denn ich weiß, dass das nicht einfach ist. Ich selbst war extrem unsicher in meiner Pubertät. Pickelig, mit Brille und Ruf als Streberin. Ich habe mir lang schwer getan, mich und meine Kompetenzen selbstbewusst zu zeigen.
Und ich weiß noch, wie nervös ich war am Beginn meiner Selbstständigkeit mit Mitte 20, wenn ich da vor gestandenen Geschäftsführern (meistens Männer) und erfahrenen Personalistinnen (meisten Frauen) meine arbeitspsychologischen Angebote erklären musste, wo ich selbst doch noch wenig Ahnung von der Arbeitswelt hatte. Oder auch wenn ich Seminare vor Führungskräften gab, obwohl ich selbst keine Führungserfahrung hatte.
Bei großen Vorträgen oder wichtigen Meetings habe ich rote Flecken im Gesicht & am Hals bekommen und habe geschwitzt unter den Achseln. Naja, es hat ein bisschen gedauert, aber mittlerweile bringt mich da nur mehr wenig aus der Bahn.
Ja, ich bin noch nervös, wenn ich ein Seminar zum ersten Mal halte oder wenn ich auf einer großen Bühne eine Keynote halte, aber ich nutze die Energie mittlerweile als positive Motivation.
Deshalb will ich Ihnen heute meine 5 Tipps mitgeben, wie Sie auch ein bisschen selbstbewusst auftreten können.
Wie bin ich auf das Thema gekommen?
Ich habe eine E-Mail von einer Teilnehmerin eines Vortrages vor angehenden ArbeitsmedizinerInnen zum Thema "Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen" erhalten:
"Ich war von Ihrem Auftreten begeistert, v.a. wie Sie ehrlich, sachlich, ohne sich dabei angegriffen oder eingeschüchtert zu fühlen antworten/kontern.
(zum Bsp.: dass manche Leute Vermittlungsprovision nehmen. Bekommen Sie bei mir aber nicht. Oder die Situation mit der unangenehmen Führungskraft, die sicher auch herausfordernd war)
Ich merke bei mir häufig, dass ich in Situationen, wo Vorgesetzte mich oder meine Leistung bewerten bzw. ich etwas "verkaufen" muss sehr nervös und unsicher werde und vom Gefühl her dadurch mich oder meine Leistung mindere. Obwohl ich in normalen Gruppen gut und souverän zurecht komme bzw. bei banalen Präsentationen oder Präsentationen in der Gruppe keinerlei Probleme habe. Meine Frage ist nun, ob Sie Fortbildungs-/Seminartipps haben, bei denen ich diese Fertigkeiten erlernen (und üben) kann, um sie im Berufs- sowie Privatleben umzusetzen."
Auch ich war zu Beginn meiner Laufbahn alles andere als sicher. Was mir geholfen hat, war kein Seminar sondern Reflexion und Exposition.
Was meine ich damit?
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Überlegen Sie genau, was Sie da eigentlich nervös macht. Sie haben es schon gut eingegrenzt: Normale Präsentationen vor KollegInnen sind es nicht. Sondern Bewertung durch Vorgesetzte oder "Verkaufs-Gespräche" (wo man ja auch bewertet wird durch eine Person, die eventuell etwas kaufen soll). Jetzt ist die Frage: Warum macht Sie das nervös? Haben Sie das Gefühl, dass Sie jemandem etwas verkaufen müssen, was diese Person nicht will?
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Lenken Sie Ihre Gedanken ganz neutral auf die Dinge, die sich bei Ihnen ändern, wenn Sie unsicher sind: Wie reagiert Ihr Körper genau? Welche Gedanken kommen auf? Wenn man das beobachtet und einfach annimmt, wird es auch leichter. Ich habe dann irgendwann erkannt, was es bei mir ist und mir vor einem Vortrag schon selbst gesagt (während mich die Moderation auf der Bühne angekündigt hat): "Ja, gleich geht's los. Wahrscheinlich wird mir wieder heiß werden und meine Wangen werden glühen. Aber das ist OK und zeigt nur, dass es mir wichtig ist, dass ich einen guten Vortrag halte."
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Ich habe mir auch versucht bei anderen abzuschauen, was diese tun, was ich gerne machen würde. So nach dem Motto: "Was würde ich tun, wenn ich selbstsicher wäre?" (Dazu zählen für mich z.B. große Gesten mit den Händen, persönliche Geschichten erzählen, ...)
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Was mir auch immer hilft: Meinem Gegenüber (das mich nervös macht) wirklich in die Augen zu schauen und zu schweigen. Da reichen 2 Sekunden. Dadurch komme ich runter, kann ruhig durchatmen und mache mir wieder klar, dass das auch nur ein Mensch ist mit Bedürfnissen. Wir kochen ja alle nur mit Wasser. Und auch Geschäftsführungen, denen ich z.B. Arbeitspsychologie anbiete, haben in dem Moment Wünsche, Ängste, Bedürfnisse. Aber wenn ich nervös nur mit mir selbst beschäftigt bin, werde ich da nicht draufkommen und werde an meinem Gegenüber vorbeireden. Aber wir können unsere Dienstleistung nur "verkaufen", wenn wir das anbieten, was das Gegenüber gerade braucht. Wenn wir uns auf die Bedürfnisse vom Gegenüber fokussieren. Bei Fragen oder Aussagen, die verunsichern: Überlegen/nachfragen, warum diese Person die Frage wirklich stellt. Welches Bedürfnis steckt dahinter? Das kann man auch privat üben.
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Und dann noch die Exposition: Einfach sich oft der Situation aussetzen! Bei meinen ersten Seminaren zum Thema Evaluierung war ich auch nervös ;-) Mittlerweile habe ich einfach sehr viel Praxis-Erfahrung mit dem Thema (wodurch ich weiß, dass ich alle Fragen beantworten kann) und habe auch viel Erfahrung im Unterrichten davon, weil ich genau diesen Vortrag seit 2014 halte. Teilweise dreimal im Jahr - nur für die AAMP.
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Nutzen Sie das Audit "Ihr Audit zum Erfolg" als Reflexion für Ihre eigenen Stärken: https://pioniere.scoreapp.com/ . Hier gibt's 39 Fragen und mit diesem Audit bekommen Sie dann wertvolles Feedback in welchen Bereichen Sie sich noch persönlich weiterentwickeln können, um wirksame Prävention zu betreiben.
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Beobachtungsaufgabe:
Beobachten Sie beim nächsten Mal:
Was genau macht Sie nervös? Und wie gehen Sie damit um?
Weitere Empfehlungen:
- Podcast-Episode 6: "So präsentieren Sie sich überzeugend"
- Podcast-Episode 45: "Online selbstbewusst präsentieren"
Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
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