Notwendige Kompetenzen für die betriebliche Prävention
Was macht erfolgreiche ExpertInnen in Arbeitssicherheit und betrieblicher Gesundheit aus? Welche Kenntnisse haben sie angesammelt? Welche sozialen Kompetenzen sind notwendig? Hier lernen Sie das Kompetenz-Rad kennen!
Fachkräfte in der betrieblichen Prävention sind mit wachsenden Herausforderungen konfrontiert. Die rapiden Veränderungen an Arbeitsplätzen durch Digitalisierung und neue Arbeitswelten sind offensichtlich. Und sie machen vor keiner Branche halt!
Welche Kompetenzen sind heutzutage notwendig? Worauf sollten sich PräventionsexpertInnen fokussieren? Welche Fortbildungsthemen sind wirklich zeitgemäß?
Internationaler Rahmen
Die internationale Organisation IOSH („Institution of Occupational Safety and Health“) hat dazu ein modernes Rahmenmodell erstellt. Es gliedert sich in 3 Teilbereiche: Technische Kompetenzen + Kernkompetenzen + Verhaltenskompetenzen.
Was ist also genau nötig um Arbeitssicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden an Arbeitsplätzen zu schaffen?
Technische Kompetenzen
Das Feld der technischen Kompetenzen umfasst 5 Kernbereiche und bildet die Basis. Die gesetzliche Grundlage, Normen und auch Managementsysteme zu kennen, leuchtet wohl allen PräventionsexpertInnen ein.
Wichtig ist auch das Risikomanagement inkl. Gefährdungsbeurteilung/Evaluierung, dazugehörige Maßnahmenplanung und Wirksamkeitskontrolle.
Eine weitere Fertigkeit, die von der IOSH unter „technische Kompetenzen“ eingeordnet wird, ist die Unfallabwicklung von der Untersuchung bis zur Zusammenarbeit mit JuristInnen. Dies ist, in meinen Augen, schon eine hohe Anforderung an viele Sicherheitsfachkräfte und ArbeitsmedizinerInnen.
Spannenderweise wird auch die „Kultur-Kompetenz“ hier eingeordnet. Dabei geht es um die Unterstützung einer positiven Sicherheitskultur, die Identifizierung von gefährdeten Beschäftigten und auch der Umgang mit Wohlbefinden und Fürsorge. Diese Kompetenz ist, erfahrungsgemäß, entscheidend für den langfristigen Erfolg in Arbeitssicherheit und betrieblicher Gesundheit!
Die fünfte technische Kompetenz nennt die IOSH „Nachhaltigkeit“. Dieses Thema betrifft finanzielle Entscheidungen. Aber auch das „Human-Kapital“ will pfleglich behandelt werden, wobei auch Diversität und Inklusion wichtige Themen sind. Lokal und regional hat eine Organisation großen Einfluss auf die Gemeinschaft, was berücksichtigt werden sollte. Ebenso müssen ethische Wirtschaftspraktiken bei der Präventionsarbeit beachtet werden.
Kernkompetenzen
Diese, hier blau dargestellten, Fähigkeiten ermöglichen und unterstützen gute Entscheidungen. Durch diese Kompetenzen werden PräventionsexpertInnen wirksam und zu gefragten FachexpertInnen!
Die Fähigkeit strategisch zu denken ist essentiell um Stakeholder zu beeinflussen, Wissensmanagement zu betreiben und auf ein großes Ziel hinzuarbeiten. Planungsfähigkeit ist notwendig hinsichtlich finanzieller Ressourcen. Heutzutage sind Unmengen an Daten verfügbar und diese interpretieren zu können bilde die Grundlage für erfolgreiche Prävention.
Auch Führungskompetenz ist eine Kernkompetenz für alle Fachkräfte in Arbeitssicherheit und betrieblicher Gesundheit! Dazu gehören funktionelle Aspekte wie Strukturen und Prozesse aufzusetzen – sowohl grundsätzlich als auch in Projekten. Aber es geht auch um sichtbare Führung, die Vertrauen, Optimismus und Beharrlichkeit ausstrahlt. Dabei darf jedoch auch die positive Teamarbeit mit Wertschätzung und bewusstem Umgang mit Konflikten nicht vergessen werden.
Verhaltenskompetenzen
Dieses Thema umfasst, wie PräventionsexpertInnen sich selbst in der Organisation verhalten. Diese Kompetenzen untermauern den Aufbau von erfolgreiche Arbeitsbeziehungen und sind deshalb entscheidend für den Erfolg.
Stakeholder Management dreht sich um die Zusammenarbeit mit wichtigen Akteuren und strategischen PartnerInnen in der Organisation. Dabei geht es um Verhandlungspartner wie die Geschäftsführung oder auch um MitarbeiterInnen, welche uns gegenüber Vertrauen aufbauen.
Die persönliche Leistungsfähigkeit setzt sich zusammen aus den eingehaltenen Verantwortlichkeiten, der Selbstmotivation, Disziplin, Priorisierung, der Problemlöse-Fähigkeit und der Kreativität bei Innovationen.
Auch Kommunikation bildet eine solche soziale Kompetenz. Sie umfasst unter anderem das Gegeben von konstruktivem Feedback und das aktive Zuhören.
Bei der Zusammenarbeit mit anderen geht es um Empathie, Coaching-Kompetenzen, das Bewusstsein der eigenen Bedürfnisse, Stärken und Ziele.
Fazit
Diese „weichen“ Qualifikationen sind entscheidend und viel schwieriger aufzubauen als fachliche Kompetenzen wie das technische Wissen. Deshalb empfehle ich Ihnen, als PräventionsexpertIn, auch dafür regelmäßige Schulungen und Reflexionen im Arbeitsjahr einzuplanen.
Hinweis: Das Rahmenmodell wurde auf Grundlage einer Mitgliederbefragung erstellt. Über 10.000 Personen in 111 Ländern der Erde wurden dazu herangezogen. Details auf www.iosh.com .
Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
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