5 Gründe für lösungsorientierte Beratungsgespräche
Im Arbeitsschutz und der betrieblichen Prävention drehen sich die Gespräche oft um Krankenstände, Unfälle und Stress. Das führt bei vielen GesprächspartnerInnen oft zu Frustration, weil sich alles nur um „das Negative“ dreht. Hier sind 5 gute Gründe, sich lösungsorientiert auf Beratungsgespräche einzulassen.
1. Ziele und Maßnahmen im Zentrum
Wenn BeraterInnen lösungsorientiert denken und handeln, dann stellen sie das Ziel, die Lösung, in den Mittelpunkt.
Und gerade in der Prävention wird uns ja oft vorgeworfen, dass wir zwar im Detail die Risiken und Gefahren analysieren, aber schlecht sind in der Umsetzung von Maßnahmen. Daher ist der lösungsorientierte Ansatz ideal, weil es nicht mehr darum geht, genau zu verstehen, wie die Probleme entstanden sind, sondern darum, wohin die Reise gehen soll.
In der lösungsorientierten Beratung geht man davon aus, dass jemand von außen eh nie das Problem vollständig verstehen können wird. Deshalb ist es sinnlos, sich stundenlang mit den Schwierigkeiten und Konflikten aufzuhalten.
Es werden realistische Lösungszustände erarbeitet und damit die gewünschte Zukunft ins Zentrum gestellt.
2. Weniger schlechtes Gewissen bei den Führungskräften
TeamleiterInnen und GeschäftsführerInnen zucken oft zusammen, wenn es um betriebliche Gesundheit und Sicherheit geht. Sie wollen nicht die ganze Liste an Probleme hören. Sie wollen sich auch nicht anhören, was sie bis jetzt alles falsch gemacht haben oder worum sie sich nicht gekümmert haben.
Das ist auch irgendwo verständlich. Oft machen wir in der Prävention den Führungskräften ja wirklich ein schlechtes Gewissen.
Wenn wir jedoch lösungsorientiert beraten, zeigen wir auch auf, was in der Vergangenheit schon gut geklappt hat und welche Ressourcen die Führungskräfte nutzen können um Maßnahmen umzusetzen.
3. Mehr Energie für die Dinge, die funktionieren
Wir fokussieren uns auf das, was die Stärken der Organisation sind und versuchen sie bestmöglich zu nutzen. Durch das „Stärken der Stärken“ geben wir auch den Ressourcen mehr Energie. In einem Konfliktgespräch kann dies so aussehen, dass wir uns nicht lange damit aufhalten, wie ein Streit entstanden ist. Sondern wir schauen auf die Ausnahmen, also die Zeiten, in denen man bereits gut zusammengearbeitet hat.
Dadurch zeigt man auch auf, dass das Problem nicht allumfassend ist, sondern, dass es Abstufungen gibt. Es wird also aufgezeigt, dass die gewünschte Zukunft nicht weit weg ist, sondern, dass sie sich bereits manchmal gezeigt hat.
Es wird darüber gesprochen, worauf man aufbauen kann. Und so ergibt sich ein positives, hoffnungsvolles Bild der Zukunft.
4. Positive Gespräche
Dadurch, dass wir nicht das Problem, sondern die Lösung ins Zentrum unserer Gespräche rücken, werden diese „automatisch“ positiver. Das ist nicht nur für unsere GesprächspartnerInnen angenehmer, sondern auch für uns als BeraterInnen.
Auch ich persönlich weiß, dass Tagesworkshops in denen sich alles um Stress und Konflikte dreht, auch für mich kräfteraubend sind. Wohingegen das gemeinsame Erarbeiten der gewünschten Zukunft, der Lösung, in all ihren Facetten viel angenehmer ist.
5. Veränderungen schonend bewirken
Wenn wir uns in Gesprächen darum kümmern, was schon gut funktioniert hat in der Vergangenheit, dann bedeutet das nicht, dass keine Veränderung stattfinden soll. Im Gegenteil, wir erkennen an, dass die Sachen, die „damals“ gepasst haben, heute nicht mehr passen müssen, wenn sich die Rahmenbedingungen geändert haben.
Dadurch können wir Veränderungen sanft und weniger „mit der Brechstange“ angehen. Das führt zu weniger Gegendruck, Ablehnung und zu mehr Akzeptanz.
Skalierung - Eine lösungsorientierte Fragetechnik
Eine typische Fragetechnik in der Lösungsorientierung ist die Skalierung:
"Stellen Sie sich eine Skala von 1 bis 10 vor.
10 ist Ihr gewünschter Zielzustand. 1 ist das genaue Gegenteil davon." (--> keine Definition des Problems)
- "Wo stehen Sie aktuell?" (--> Weniger Schwarz-Weiß-Denken, sondern Differenzierung)
- "Wie haben Sie es geschafft von 1 dahin zu kommen?" (--> Fokussierung auf das, was bereits geklappt hat)
- "Wohin wollen Sie auf der Skala kommen um zufrieden zu sein?" (--> keine unrealistischen Erwartungen, sondern kleine Schritte)
Viel Erfolg bei Ihren kommenden Beratungsgesprächen!
Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
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