Klares Portfolio als Schlüssel für Selbstständige
Also ich würde in einem Döner-Laden, der auch noch Pizza und Sushi verkauft keinen rohen Fisch essen.
In der Podcast-Episode 197 sprechen wir über einen häufigen Trugschluss, den viele Selbstständige begehen: Sie glauben, dass es ausreicht, einfach ihre Ausbildungen auf die Website zu stellen, um neue KundInnen zu gewinnen. Doch das reicht nicht! Wir klären, warum ein klares Portfolio entscheidend ist und was das alles umfassen kann. Und was nicht. Danach wissen Sie, wie Sie Ihr Angebot schärfen und darstellen, um gezielt neue Aufträge zu gewinnen.
Ich zeige Ihnen heute also, warum ein breites Angebot nicht immer besser ist und warum klare Kommunikation auf der Website der Schlüssel zu Ihrem Erfolg ist. Damit Sie in Zukunft die richtigen KundInnen mit den passenden Dienstleistungen anziehen können, ohne Missverständnisse zu riskieren.
Viele Selbständige glauben, es reicht, wenn man die eigenen Ausbildungen auf eine Website klatscht und dann werden
- einen die KundInnen schon finden.
- diese schon wissen, was man damit machen kann und wofür man sie buchen kann.
Das habe ich am Anfang auch geglaubt, aber das ist ein Trugschluss!
Wenn ich erzähle, dass ich Arbeitspsychologin bin, können sich die wenigsten etwas darunter vorstellen. Ständig werde ich gefragt, ob ich dann Burnout-PatientInnen therapiere. Ganz zu schweigen von fachlich grundsätzlich richtigen Themen, aber Dingen, die ich eben nicht anbiete:
- Konfliktmediationen
- Tipps für weibliche Führungskräfte, die mit Work-Life-Balance ein Problem haben
- Resilienztrainings
- Achtsamkeitstrainings
- ...
Was da hilft?
Es hilft ein klares Portfolio auf der Website und in der persönlichen Kommunikation.
Was meine ich damit?
Schreiben Sie nicht auf Ihre Website so etwas Allgemeines wie: "Ich als Betriebliche Gesundheitsmanagerin will, dass es Ihren Beschäftigten gut geht und dass diese gesund bleiben. Sprechen Sie mich gerne an und gemeinsam finden wir die besten Maßnahmen für Ihr Unternehmen." Das ist mühsam! Sondern benennen Sie ein ganz konkretes Leistungsspektrum wie zum Beispiel:
- Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen
- BGM-Bedarfsanalyse-Workshop
- 2-tägiges Gesund-Führen-Seminar für Führungskräfte
- Online-Kurs "Stressfrei arbeiten"
Ich habe letztens einen Workshop gegeben in meiner Online-Akademie, wo sich die Mitglieder innerhalb von nur 2 Stunden ihr ganzes Portfolio erarbeitet haben für das kommende Jahr.
Am Beginn der Selbstständigkeit hilft das, um Klarheit zu haben für sich selbst. Wenn man schon länger unterwegs ist und viele StammkundInnen hat, bekommt man immer wieder von diesen Anfragen zu unterschiedlichsten Dingen. Einfach erklärt: Wenn das Vertrauen da ist, dann wird man wegen allem Möglichen gefragt.
Aber trotzdem sollte man so einmal im Jahr reflektieren, was einem besonders Spaß macht und was man wirklich von Herzen anbieten will. Auch, weil sich vielleicht der KundenInnen-Stamm geändert hat, vielleicht ist man irgendwann einer Sache überdrüssig und vielleicht gibt es Trends in der Branche, die man aufgreifen will.
Was könnte jetzt alles in einem Portfolio enthalten sein?
Ich habe in meinem Workshop in der Akademie 6 verschiedene Businessmodelle und 21 verschiedene Dienstleistungen erklärt. Das würde den Podcast-Rahmen sprengen, aber hier 5 ganz unterschiedliche Beispiele:
- Firmeninterne Vorträge zu einem bestimmten Thema
- Ein Buch, das Sie dazu geschrieben haben
- Einen Online-Kurs dazu für MitarbeiterInnen
- 1:1 Coaching für Führungskräfte
- Konkretes Ergebnis wie die Gefährdungsbeurteilung von 1 Arbeitsplatz
Was ist ein gutes Portfolio?
Maximal 3 - 5 Angebote. Denn das ist klar zu kommunizieren.
Letztens war ich auf der Website eines BGM-Anbieters und dieser hatte doch tatsächlich 52 verschiedene Angebote im Leistungskatalog! Da kann mir niemand einreden, dass diese alles gleich gut können. Das ist wie ein Döner-Laden, der auch noch Pizza und Sushi verkauft. Also ich würde da keinen rohen Fisch essen. Und bei einer Firma, die angibt, dass sie 52 verschiedene Angebote hat, würde ich auch als PersonalerIn keine Konflikt-Mediation buchen, wo es wirklich zur Sache geht sondern ich würde mir einen Mediator oder eine Mediatorin suchen.
Deshalb finde ich es extrem wichtig, dass wir 3 - 5 Angebote knackig formuliert haben. Das ist kommunizierbar.
Auf meiner Website als Arbeitspsychologin steht zum Beispiel:
- Buch "Aktiv führen"
- Evaluierung psychischer Belastungen
- Teambuildings und Klausuren moderieren
- Vorträge - 3 Kern-Themen und 3 Nicht-Themen
UND im Idealfall sind diese Angebote leicht zu kalkulieren. Zumindest muss die Klarheit da sein, welche Fragen man im Erstgespräch dazu stellen muss, um kalkulieren zu können!
Aufgabe der Woche:
Überlegen Sie sich, wie Sie Ihr Portfolio schärfen können. Gibt es Dienstleistungen, die zu vage oder zu breit formuliert sind? Passen Sie diese an, sodass Ihre Website potenziellen KundInnen direkt einen klaren Mehrwert aufzeigt.
Wie ist das bei Ihnen? Schreiben Sie mir gerne ein E-Mail oder eine Direktnachricht auf LinkedIn.
Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
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