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Das triggert Motivation: die 3 wichtigsten Grundbedürfnisse von Menschen

Bedürfnisorientierte Prävention bedeutet, die Motive der Stakeholder zu erkennen und zu berücksichtigen.

In der Podcast-Episode 167 lernen Sie die 3 wichtigsten, psychischen Bedürfnisse kennen, die unser Verhalten antreiben. Und damit auch das Gesundheits- und Sicherheitsverhalten, das wir ja mit unserer Präventionsarbeit beeinflussen wollen. Wenn Sie diese 3 Aspekte nicht berücksichtigen in Ihren Angeboten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Leute z.B. nicht gern mitmachen bei Ihren Seminaren und vielleicht nur mit Druck Maßnahmen umsetzen.

Für unsere Arbeit als PräventionsexpertIn ist es entscheidend, die Unterstützung der Führungskräfte zu gewinnen und die Beschäftigten zur Beteiligung zu motivieren. Das fällt leichter, wenn man sich an tiefer liegenden Bedürfnissen des Gegenübers orientiert. Ich zeige Ihnen daher, welche psychischen Bedürfnisse die Basis für Motivation bilden und wie man darauf Präventionsarbeit aufbauen kann.

Warum mache ich diesen Beitrag?

Ich habe einen LinkedIn-Beitrag von einer BGF-Trainerin gelesen:

"Ist es wichtig, dass körperliche Aktivität unterhaltsam ist? NEIN.Ist es wichtig, es in Ihren Alltag zu integrieren? JA!

An manchen Tagen fühlt es sich mühelos an, die Treppe zu nehmen, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren oder morgens Liegestütze zu machen. An anderen Tagen scheint die Motivation, umzuziehen, schwer zu fassen. Das ist okay.

Aber fragen Sie sich: Würden Sie auf das Zähneputzen verzichten, nur weil Sie keine Lust dazu haben? Wahrscheinlich nicht. Sie verstehen die Folgen für Ihre Zahngesundheit. Ebenso lebt Ihr Körper von Bewegung und leidet, wenn er stagniert.

Die guten Nachrichten? Sie müssen keinen Marathon in Angriff nehmen.

Entdecken Sie Möglichkeiten, Bewegung in Ihren Alltag zu integrieren.

Erwägen Sie, Ihr nächstes Telefontreffen in eine "Walk and Talk"-Sitzung zu verwandeln oder sich zu zehn Kniebeugen zu verpflichten, bevor Sie jeden Abend auf dem Sofa versinken. Finden Sie, was am besten zu Ihnen passt.

Sie werden sich danach deutlich besser und glücklicher fühlen!"

Was mir dabei sofort aufgefallen ist:
Die gute Dame schließt von sich auf andere. Sie geht davon aus, dass es leicht ist neue Bewegungs-Routinen in den Alltag einzubauen, dass es motiviert, wenn man sich selbst zu einem bestimmten Ausmaß zwingt. Und dass es dabei nicht wichtig ist, dass es Spaß macht oder dass man ein großes Ziel, wie einen Marathon, vor Augen hat.

Und das ist Blödsinn: So verallgemeinert für die ganze Gesellschaft.

Es gibt selbstverständlich Personen, denen ist das Bewegen im Alltag komplett egal und die brauchen die Herausforderung, z.B. dass sie sich in 6 Monaten zu einem Marathon angemeldet haben und den schaffen wollen. Und andere wiederum brauchen den Spaß in einer Gruppe dabei.

Warum ist es so wichtig, das zu verstehen?

Jede Person hat andere psychische Bedürfnisse, also Motive. Also Dinge, die uns motivieren, etwas zu tun.

Bedürfnisorientierte Prävention bedeutet, die Motive der Stakeholder zu erkennen und zu berücksichtigen. Das hat zur Folge, dass Beratung als hilfreich erlebt wird, Angebote angenommen und Präventionsmaßnahmen tatsächlich umgesetzt werden.

Es ist daher wichtig, sich bei Präventionsprojekten an den Bedürfnissen von Beschäftigten und Führungskräften zu orientieren, denn diese sind die Grundlage für Motivation. Schließlich sollen die Beteiligten ja motiviert werden, sich sicherer und gesünder zu verhalten.

Es gibt verschiedene psychologische Modelle über menschliche Grundbedürfnisse. Die Bedürfnispyramide nach Maslow ist dabei wohl das bekannteste Modell, jedoch ist die wissenschaftliche Evidenz dazu nicht ausreichend vorhanden. Vor allem die hierarchische Struktur können Sie getrost vergessen.

Diese drei psychologischen Grundbedürfnisse werden allerdings in fast allen Theorien genannt:

  1. Leistung

  2. Macht

  3. Beziehung

Was heißt das?
Was ist Menschen mit solchen Motiven wichtig?

Motiv

Beschreibung

Leistung

Ich will erfolgreich sein und meine Kompetenz durch das Lösen kniffliger Aufgaben unter Beweis stellen.

Macht

Ich will andere Menschen und Prozesse beeinflussen.

Beziehung

Ich will mich mit anderen Leuten austauschen und in Kontakt sein.

Diese und einige weitere Bedürfnisse existieren nebeneinander und gleichzeitig. In jedem von uns. Sie sind bei verschiedenen Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt.

Vielleicht haben Sie eine Idee, was Ihnen besonders wichtig ist und wo Ihre eigenen Bedürfnisse liegen?

In meinem Lehrgang zur "Bedürfnisorientierten Prävention" füllen die Teilnehmenden einen wissenschaftlichen Fragebogen aus zu ihren eigenen Bedürfnissen, damit sie sich selbst reflektieren können. Eine Teilnehmerin hat da 2024 nach Modul 1 geschrieben: "Ich habe meine Bedürfnisse davor nicht so niedergeschrieben gesehen, bei vielen Dinge nach denen ich strebe, wusste ich den Hintergrund nicht genau."

In der Prävention arbeiten wir mit verschiedenen Stakeholdern zusammen. Sie alle haben unterschiedliche Grundbedürfnisse, Persönlichkeiten, berufliche Rollen und damit einhergehend unterschiedliche Ziele und Interessen. Für eine erfolgreiche Präventionsarbeit ist es wichtig, diese unterschiedlichen Grundbedürfnisse zu erkennen und in der Projektorganisation und Kommunikation darauf einzugehen.

Hier einige – vereinfachte und bewusst zugespitzte – Beispiele:

  • Ich als Präventionsexperte:-expertin will mit meinem Fachwissen die Arbeitswelt verbessern.
  • Der:Die Geschäftsführer:in will andere anführen und recht haben.
  • Der Leitungsperson der Personalabteilung sind Strukturen und Regeln wichtig. Sie plant gerne und ist schnell genervt von chaotischen Projekten.
  • Die obersten Führungskräfte wollen Dinge selbst entscheiden und autonom handeln.
  • Der:Die Arbeitsmediziner:in möchte respektiert werden.
  • Die Beschäftigten wollen gemocht werden und Wertschätzung für ihre Arbeitsleistung erhalten.

Und all diese unterschiedlichen Persönlichkeiten reagieren dann eben unterschiedlich auf unsere Angebote.

Ein Beispiel einer Besprechung mit einem Abteilungsleiter zum Thema "psychische Belastungen" in seinem Team:

Bevor ich ihm die Workshop-Ergebnisse präsentierte, unterhielten wir uns ein wenig über seine eigene Arbeitssituation. Im Gespräch und in seinem Büro waren viele Hinweise darauf, dass ihm Ordnung bei sich selbst und bei seinen Beschäftigten wichtig ist und er gerne "in Ruhe" arbeitet.

Bei der Entwicklung der Maßnahmen habe ich darauf geachtet, dass diese gut strukturiert sind. Es bedurfte keiner langen Diskussionen, wissenschaftlichen Erklärungen und Auswahlmöglichkeiten. In der Besprechung war es für ihn hilfreich, eine klare Empfehlung und einen klaren Arbeitsauftrag zu bekommen, wie er den Teamgeist stärken und seinen Beschäftigten Wertschätzung zeigen kann (Teammeeting alle 2 Wochen, immer montags für 30–60 Minuten mit den Jahresprojekten als Tagesordnung).

Für diese Empfehlung war er sehr dankbar und er erkundigte sich auch, ob er immer am Ende Lob aussprechen solle, weil er gehört habe, dass das motivierend sei (ist es nicht, aber das ist ein anderes Thema).

Und nächste Woche erzähle ich Ihnen dann, wie man diese Bedürfnisse erkennen kann bei Stakeholdern.

Wenn Sie glauben, dass gesetzliche Vorgaben oder Anweisungen der Geschäftsführung reichen, um Menschen zur Aufmerksamkeit bei Unterweisungen, zum Umsetzen von Maßnahmen oder zum Mitmachen bei Gesundheitszirkeln zu bewegen, machen Sie es sich gedanklich leicht, aber in der Praxis viel schwerer.

Ein Tipp für den Einstieg:

Überlegen Sie sich, wie Sie diese 3 Grundbedürfnisse Ihrer Stakeholder nach Macht, Leistung und Beziehung in Ihrer Vorgehensweise berücksichtigen können:

  1. In welchem Bereich können die Stakeholder Dinge für andere entscheiden, das letzte Wort haben, die Initiative übernehmen und andere Personen anführen?

  2. Wie können die Stakeholder ihre Leistung zeigen, also ihr Wissen und ihre Kompetenzen unter Beweis stellen? Wo müssen sie anspruchsvolle Aufgaben oder knifflige Probleme lösen?

  3. Wie können die Stakeholder miteinander und mit Ihnen in Kontakt treten, informell und formell? Halten Sie den Kontakt zu ihnen und organisieren Sie Meetings?

Wenn Sie diese 3 Aspekte in Ihrer Planung und Vorgehensweise berücksichtigen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Ihre Arbeit auf viel Akzeptanz stößt und die Beteiligten gerne bei Ihren Präventionsprojekten mitmachen.

 

Wenn Sie wirklich bedürfnisorientiert beraten wollen, dann empfehle ich Ihnen den Lehrgang "Bedürfnisorientierte Prävention".
Es gibt da 2 Varianten:

  • September / Oktober 2024: Kompakt-Lehrgang in 2 Tagen (+ 1 Abend)
  • Jänner bis Juni 2025: Intensiv-Lehrgang über 1 Semester

Die Termine dazu finden Sie hier: https://pionierederpraevention.com/bop/

Feedback und Fragen an Veronika Jakl:
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Veronika Jakl auf LinkedIn:
Hier geht es zur Online-Akademie "Pioniere der Prävention":
Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

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