Leipziger-HRM-Blog: Ganzheitlich kommunizieren in der Online- und hybriden Welt (Teil 1)
In diesem Interview geht es um virtuelle Kommunikation. Es gibt viele Anregungen und Ideen, die gerade auch im Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen sehr nützlich sein können.
Interview von Mag. Veronika Jakl, geführt durch Professor Peter M. Wald, erschienen am 27.12.2021 im Leipziger HRM-Blog
Online-Workshops mitreißend gestalten: Ist das persönlichkeitsabhängig?
Veronika glaubt, dass es eine Übungssache ist. Dass sie technikaffin ist, wurde ihr aber in die Wiege gelegt. Sie sagt: "Und wie dann eben auch Videokonferenzen aufgekommen sind, vor einigen Jahren, hab ich das natürlich auch mit ganz viel Begeisterung mitverfolgt." Die KundInnen waren damals diesbezüglich aber noch sehr zurückhaltend.
Und vor 3 Jahren hat sie dann den 1. Online-Kongress für Menschen, die in der betrieblichen Prävention tätig sind, veranstaltet: "Einfach weil das ein Medium ist, wo ich gesehen hab, da kann man die Leute sehr sehr gut vernetzen, zeit- und ortsunabhängig." 2021 hatte dieser jährlich stattfindende Kongress bereits 800 TeilnehmerInnen. So war das ein schrittweises Wachstum und die Arbeitspsychologin aus Wien hat im Laufe der Zeit immer mehr angeboten für PräventionsexpertInnen im ganzen deutschsprachigen Raum.
Sie sagt aber auch: "Und ich sag mal meine ersten Videos und meine ersten Webinare waren sicher grauenhaft, ganz furchtbar. ... Wirklich furchtbar, kann man sich nicht mehr anschauen. Aber es ist etwas, das braucht halt seine Zeit. Das braucht seine Übung und da muss man auch einfach ins kalte Wasser springen. Und ich muss sagen, dadurch dass ich schon sehr früh in dieses Wasser zumindest meine Zehen reingesteckt habe und Dinge ausprobiert habe, ist es mir dann leichter gefallen." Eben auch dann, als die Pandemie kam und die KundInnen-Betreuung online erfolgte.
Ganzheitliche Kommunikationen und Interaktion bei Online-Vorträgen: Was ist damit gemeint?
Veronika führt aus, dass man in der Online-Welt versuchen kann, Leute nicht nur über Video und Sprache zu erreichen. Manches (z.B. wenn Seminar-TeilnehmerInnen zu gähnen oder kichern anfangen) hat man normalerweise online nicht. Doch: "Was ich aber versuchen kann online und was sehr sehr gut funktioniert, ist das ich andere Medien mit einsetze. Das die Leute bei Abstimmungen mitmachen, mir durch ein Klicken Kommunikation mitgeben oder das ich sie über den Chat mit kommentieren lasse. Oder das ich ein Whiteboard freigebe , wo wir gemeinsam zeichnen beispielsweise. Ich versuche, hier sehr ganzheitlich die Leute einzubinden, dass sie wirklich sehr niederschwellig die Möglichkeit haben, hier mit mir zu interagieren. Und dann ist es natürlich wichtig, dass wissen wir beide, auch aus psychologischer Sicht die Leute schnell zu belohnen, wenn sie sowas tun, so eine Verhaltensweise zeigen."
Hybrides Arbeiten
Am Beginn der Pandemie, als alle, die konnten, im Homeoffice waren, haben sich natürlich auch die psychischen Belastungen verändert. Veronika erklärt weiter: "Jetzt sind wir in einer anderen Phase, jetzt geht es viel ums hybride Arbeiten, das Zusammenarbeiten zwischen online und offline. Auch hier sag ich, das ist eine Situation, da muss man sich gut anpassen können. Und eben als Führungskraft, als Arbeitgeber:in eben sehr gut zuhören was die Beschäftigten mitteilen: an Bedürfnissen, an Wünschen. Wie man denn hier gut zusammenarbeiten kann. ... Aber ich bin sicher, dass man das sehr gut lösen kann und viele meiner Kunden machen das auch großartig. Wenn man zuhört, was die Beschäftigten brauchen und dann entsprechend darauf eingeht." Natürlich kam es hier auch wieder zu Veränderungen der psychischen Arbeitsbedingungen.
Für Veronika ist die große Herausforderung im Zusammenhang mit "hybrid", die zwei Welten zusammenzubekommen: "Es ist eine größere Herausforderung als in einem Raum miteinander zu arbeiten und es ist auch eine größere Herausforderung als ein Webinar oder Online-Meeting zu halten. ... Und das was ich immer sehe ist die Schwierigkeit, den Kontakt herzustellen zwischen diesen beiden, ich sag mal Gefäßen, Menschen die entweder online oder offline da sind."
Hier gibt es viele Stolperfallen wie Technik und Moderationsfähigkeiten. Es ist herausfordernd, eine Gleichberechtigung zwischen Online- und Offline-Seite herzustellen, denn: "Man achtet immer sehr viel mehr auf das Medium wo man selber drinnen ist." Wichtig ist, vorher didaktische Überlegungen anzustellen, wie man z.B. Kleingruppenübungen organisiert, so dass sowohl jene in der Online-Gruppe als auch jene in der Offline-Gruppe gleichberechtigt teilnehmen können.
Die Transkription des 1. Teils des Videos finden Sie hier. Das Video mit dem Interview können Sie sich hier ansehen.
Interview von Mag. Veronika Jakl, erschienen am 27.12.2021 im Leipziger HRM-Blog
Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
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