Stundenbilder - Was ist das? Was bringt das?
Was ist eigentlich ein Stundenbild? Und warum spart es extrem viel Zeit bei Seminaren & Workshops?
Info vorab
Die Pioniere sind nicht nur eine Online-Community, sondern es gibt auch jedes Jahr einen Online-Kongress unter diesem Titel, d.h. Sie können zuschauen, von wo aus Sie möchten. Auch 2021 wieder, nämlich vom 23. - 27.08.2021. Wir haben auch tolle Vorträge rund um arbeitsmedizinische Themen wie zu Epilepsie und Long Covid! Und auch heuer sind wieder ganz viele tolle ReferentInnen dabei. Letzte Woche habe ich schon Thomas Mangold vorgestellt.
Gerne können Sie sich jetzt schon anmelden: www.pionierederpraevention.com/kongress
Das heutige Thema behandelt "Stundenbilder".
Vor ein paar Wochen war ich bei einem Netzwerktreffen und dort haben wir über die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen gesprochen. KollegInnen sagten dann, dass es so schwierig sei, Führungskräften die Maßnahmenplanung und Wirksamkeitskontrolle zu übertragen. Da sie das nicht ohne Hilfe könnten.
Das hat mich irritiert! Denn ich habe zur Wirksamkeitskontrolle ein Whitepaper geschrieben gemeinsam mit dem Österreichischem Zentral-Arbeitsinspektorat. Das enthält auch ein Stundenbild für ein gezieltes Team-Meeting.
Dann sind viele Nachfragen bekommen: Was ist ein Stundenbild? Was beinhaltet das? Das hat mich total überrascht, weil das für mich normal und super hilfreich ist!
Und deshalb gibt es heute einen Input dazu. Damit Sie für sich entscheiden können, ob auch Sie in Zukunft so Ihre Seminare, Workshops & Co strukturieren wollen. Ich selbst wüsste nicht, wie ich ohne arbeiten sollte.
Was ist ein Stundenbild eigentlich?
Der Ausdruck kommt aus der Pädagogik. LehrerInnen planen ihre Schulstunden damit. Man kann es auch verwenden für Sporttrainings. Ich habe damit am Anfang beispielsweise meine Judo-Trainings für die Kids strukturiert. Diese waren sehr hilfreich!
Wie schaut das aus?
Es handelt sich um eine Tabelle mit 3 bis 4 Spalten. In die 1. Spalte schreibt man die Zeit (wie lange dauert eine bestimmte Sache bzw. wie spät ist es dann), in die 2. Spalte trägt man den Inhalt bzw. das Modul ein, in die 3. Spalte kommt das Material / die Ausstattung, die ich brauche und dann kann man in die 4. Spalte auch noch das Ziel dieses Moduls oder Formats geben.
Warum sind Stundenbilder für PräventionsexpertInnen wichtig?
- So ein Stundenbild gibt mir eine gewisse Sicherheit, nämlich dass sich inhaltlich alles ausgehen wird, was ich vorhabe.
- Damit vergesse ich keine Materialien. Ich markiere immer rot, was noch fehlt und grün, was ich schon vorbereitet/eingepackt habe.
- Hier sehe ich auf einen Blick, wenn sich Methoden (zB Frontalvortrag) zu oft wiederholen / hintereinanderkommen.
- So kann man die Planung abgeben an KollegInnen, wenn man z.B. krank wird.
- Ich brauche mir langfristig nichts merken, sondern habe ein Sammelsurium von Seminar-Stundenbildern oder auch Team-Coaching-Stundenbildern. Diese kann ich dann später wieder heranziehen und bin damit in der Planung schneller.
Warum sind Stundenbilder für KundInnen auch wichtig?
- Stundenbilder sichern die Qualität. Es können Dinge gut wiederholt werden, z.B. optimale Reihenfolge eines Team-Coachings. Das ist wichtig, wenn ich z.B. weiterempfohlen werde und der Auftraggeber genau das will "was auch die andere Firma hatte".
- Ich stelle damit sicher, dass ich das vereinbarte Ziel immer im Auge behalte (z.B. TeilnehmerInnen sollen sich am Ende etwas mitnehmen können = Transferaufgabe am Ende vom Seminar MUSS gemacht werden).
Wie schaut ein Stundenbild praktisch aus?
Nach der Auftragsklärung erstelle ich zuerst eine Tabelle mit den Eckpunkten. Danach werden die großen Pausen eingetragen (Ich weiß, dass ich spätestens nach 90 min. eine Pause einplanen muss). Wenn es über Mittag geht, wird es auch eine Mittagspause geben. Dann plane ich die großen Themenblöcke, je nach Ziel der Veranstaltung, grob ein. Danach werde ich immer feiner: Methodiken, Material,... Damit wird in die Detailplanung gegangen.
Nicht vergessen
Pufferzeiten! Planen Sie zum Beispiel immer wieder 10 min. Pufferzeit ein, in der gar nichts geplant ist (z.B. dafür, wenn Personen verspätet aus der Pause kommen, sich längere Diskussionen ergeben).
Fragen rund um Stundenbilder
"Das brauche ich doch nur, wenn ich AnfängerIn bin, oder?"
Nein! Ich brauche Stundenbilder auch noch nach vielen Jahren. Ich kann jetzt zwar die Dauer der einzelnen Teile besser einschätzen, aber trotzdem fühle ich mich sicherer, wenn ich einen Ablaufplan und meine Materialliste vor mir liegen habe und ich kann verschiedene Optionen eintragen, je nachdem wie das Seminar oder der Workshop verläuft.
"Das schränkt mich in meiner Kreativität ein!"
Überhaupt nicht! Man kann zum Beispiel zwei verschiedene Wege für den Abschluss einplanen. Aber ich bin dann sicher, dass ich alle Materialien für beide Optionen dabeihabe! Wie strikt ich mich selber dann an das Stundenbild halte oder wie sehr ich mich auf die Gruppe einstelle und dann doch noch Dinge anpasse, das obliegt mir. Das Stundenbild sieht ja sonst niemand.
"Ich weiß doch vorher nicht, wie lange ich für die verschiedenen Teile brauche."
Ja, das ist eine gewisse Unsicherheit am Anfang. Das braucht Übung. Aber mit steigender Erfahrung kann man besser einschätzen, wie lange etwas dauert. Ich schreibe dann auch immer am ausgedruckten Stundenbild live mit, wie lange die Teile wirklich gedauert haben, damit ich diese Information für das nächste Mal habe.
Auch bei meinen Seminaren und Workshops gibt es manchmal große Unterschiede zwischen Planung und Realität. V.a. bei emotionalen Themen kann es sein, dass eine Diskussion wesentlich länger dauert, als eigentlich geplant (z.B. 10 min. geplant, aber dann 45 min. gedauert).
Aber trotzdem: Ein solches Stundenbild hilft mir währenddessen, weil ich weiß, was ich noch alles vorhabe, was fix dabei sein muss, um die Vorgabe vom Auftraggeber zu erreichen und damit weiß ich dann auch, wann ich spätestens eine Diskussion abbrechen muss.
"Meine Planung mache ich mit PowerPoint. Da habe ich alle Folien und dann mache ich mir noch Notizen zu den Übungen."
Wenn ich einen reinen Vortrag halte, mache ich auch viel mit PowerPoint und kann dann die Zeit ungefähr abschätzen, z.B. 1 min. pro Folie. Aber während eines Events habe ich keinen Überblick darüber, wie lange ich noch brauchen darf. Denn ich sehe nicht auf einen Blick, was alles noch geplant ist, v.a. wenn es zwischendurch Übungen gibt. Da sehe ich mit PowerPoint das große Ganze nicht. Der Inhalt verstellt mir dann den Blick auf dieses große Ganze und ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Ich weiß, dass viele meiner Akademie-Mitglieder jetzt zuhören, deshalb: Liebe Pioniere der Prävention, wenn Ihr gerne Feedback haben wollt zu einem Stundenbild von Euch, dann könnt Ihr das gerne in unser Forum posten ( www.pionierederpraevention.com ).
Wenn Sie sich mit Gleichgesinnten weiterentwickeln wollen: Schauen Sie vorbei unter www.PioniereDerPraevention.com . Das ist ein großes Netzwerk von Selbstständigen und innerbetrieblichen Fachkräften aus Arbeitssicherheit, Gesundheitsmanagement, Arbeitspsychologie und sogar einigen Behörden-VertreterInnen.
Danke für's Lesen und viel Spaß beim Erstellen Ihrer Stundenbilder! Wenn Sie möchten, können Sie auch gerne einen Kommentar hinterlassen!
Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
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