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Home-Office in Corona-Zeiten

Aktuell stellen, corona-bedingt, so viele Organisationen und Abteilungen auf Home-Office um. Aber für viele Führungskräfte und Beschäftigte ist das komplettes Neuland! Hier ein paar Tipps, damit es besser klappt.

Auch ich habe zu Beginn meiner Selbstständigkeit im Home-Office gearbeitet. Es gab Phasen, da habe ich es genossen, aber im Endeffekt brauchte ich ein externes Büro, weil die Abgrenzung von Privatleben und Arbeitszeit nicht so recht klappen wollte.

In dieser Corona-Krise muss dies nun doch klappen. Auch wir haben auf Home-Office umgestellt. Ich habe mir einen Schreibtisch ins Gästezimmer gestellt. Und meine Assistentin Sabine versucht neben ihrem Schulkind ein wenig zu arbeiten.

Ich verstehe also wie schwierig es aktuell für Sie ist!
Aber hier meine arbeitspsychologischen Tipps für die kommenden Wochen:

Home-Office-Tipps für Führungskräfte

  • Home Office hat viel mit Vertrauen zu tun: Wenn jemand nicht vom Telefon abhebt, ist das als würden Sie in ein leeres Büro kommen. Gehen Sie davon aus, dass die Person gerade auf der Toilette ist und nicht vor dem Fernseher.
  • Gehen Sie nicht davon aus, dass alle MitarbeiterInnen eine perfekte Home-Office-Infrastruktur daheim haben (schnelles Internet, eigener Büroraum, Schreibtisch, Kinder betreut). Seien Sie also rücksichtsvoll, wenn jemand nicht aktiv an jeder Videokonferenz teilnehmen kann.
  • Halten Sie Kontakt mit Ihrem Team (durchtelefonieren, Videokonferenzen als Jourfixe, ...), aber machen Sie nicht 5x täglich Kontrollanrufe bei allen.
  • Versuchen Sie möglichst viele Routinen beizubehalten (Jourfixe, Übergaben, Projektmeetings, ...). Das ist in diesen stürmischen Zeiten wichtig als Anker.
  • Kommunizieren Sie noch klarer als sonst bei Aufgaben. Wenn man sich nicht zwischendurch in der Teeküche sieht, dann haben die MitarbeiterInnen weniger Möglichkeit informell Dinge nachzufragen. Achten Sie auch immer darauf, sich wirklich zu versichern, ob die MitarbeiterInnen alles verstanden haben. Und fragen Sie zwischendurch nach, wie es so läuft.
  • Führen Sie To-do-Listen, auf die das Team zugreifen kann. So behalten Sie den Überblick, wer gerade woran arbeitet und was schon erledigt ist. Aber verlangen Sie keine detaillierten Tageslisten. Das würden Sie ja im Büro auch nicht, oder?
  • Sprechen Sie erwartete Erreichbarkeit explizit an. Die Person im Home-Office will vielleicht nicht die im Büro üblichen Arbeitszeiten beibehalten aufgrund von weggefallenen Wegzeiten oder veränderter Kinderbetreuung.

Home-Office-Tipps für MitarbeiterInnen

  • Auch wenn Sie den fehlenden Dresscode genießen, ziehen Sie sich entsprechend der Büroarbeit an. Es muss ja kein Anzug sein, aber eine schöne Jeans macht ein anderes Arbeiten als die Jogginghose von vorgestern.
  • Lassen Sie sich nicht dazu hinreißen nebenbei noch viel Haushalt zu erledigen (Spülmaschine, Wäsche, ...). Das ist genau so ablenkend wie KollegInnen, die plötzlich "etwas wissen wollen".
  • Machen Sie ein klares Arbeitszeit-Ende. Nicht neben dem TV weiterarbeiten. Zeug wegräumen, wenn Abend.
  • Haben Sie ein eigenes Bürozimmer? Perfekt! Wenn nicht, dann richten Sie sich eine Büroecke ein - ohne Hobbyzeug, Kinderspielsachen oder dem Geschirr von gestern.
  • Geben Sie Ihrer Führungskraft Feedback, wenn etwas nicht so läuft wie Sie ideal arbeiten können. Für den/die ChefIn ist das wahrscheinlich auch eine Ausnahmesituation!
  • Im Büro haben Sie wahrscheinlich Ihre Routinen: PC hochfahren, Kaffee holen, Mails checken, Mittagessen mit Kollegin. Im HomeOffice brauchen Sie neue Routinen. Gerade in der Früh kann es sein, dass Ihnen die Arbeitsmotivation fehlt direkt nach dem Frühstück. Tipp: Schreiben Sie am Feierabend eine To-do-Liste für den nächsten Tag in der Früh.

Alles Gute!

P.S.: Viele Medien fanden die Tipps hilfreich und haben diese übernommen. Hier ein paar Links und Referenzen:

  • BusinessArt
  • Österr. Tageszeitung "Die Presse" am Sa, 21.03.2020
  • Automobilwoche
  • Berufsverband Österreichischer PsychologInnen
  • Magazin "Gesunde Arbeit"
  • Schweizerische Unfallversicherung Suva - Interner Newsletter

Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

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