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Nudging - 5 Beispiele aus der Prävention

Viele Leute haben moralische Bedenken beim Nudging. Man will ja niemanden zwingen, etwas zu tun, was die Person nicht will.

In dieser Episode reden wir über die Technik des so genannten "Nudging" und ich gebe Ihnen 5 Beispiele aus der betrieblichen Prävention, damit Sie sich das konkret vorstellen können.

Vorschriften alleine reichen oft nicht aus, damit Menschen sicher und gesund arbeiten. Sie werden ignoriert und umgangen, wenn es bequemer ist, die Arbeit dadurch schneller gelingt oder es weniger Aufwand bedeutet.

Aber was tun, wenn unsere Vorgaben ignoriert werden? Wir können die Leute ja nicht zwingen, oder?

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Sind Sie schon Mitglied in der Online-Akademie für Pioniere der Prävention?

Wahrscheinlich schon.

In der Akademie-Bibliothek gibt es einen großen Kurs über Nudging mit vielen Beispielen und einer Anleitung, wie man selbst gute Nudges erstellen kann. Und es gibt ein Webinar mit Mathias Krisam - Arzt und Autor des Buchs "Nudging für ein gesundes Unternehmen" - am 23.01.2023.

Falls Sie noch nicht Mitglied sind, aber interessiet sind: Schauen Sie auf www.pionierederpraevention.com/akademie ! Die Akademie beinhaltet eine große Kurs-Bibliothek und wir sind ein internationales Netzwerk für ExpertInnen in der betrieblichen Prävention.

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Immer wieder höre ich in Firmen Aussagen wie:

  • "Die Leute können sich ja eh in den Pausen bewegen. Die brauchen nicht jammern, dass ihnen der Rücken weh tut."
  • "Die haben alle Ausrüstung, die sie brauchen zum Arbeiten. Aber verwenden müssen sie die halt selbst. Ich kanns ihnen nicht hinterhertragen."
  • ...

Es geht also um Entscheidungen, die die MitarbeiterInnen selbst treffen im Alltag.

In der betrieblichen Prävention wird oft auf die Eigenverantwortung von Beschäftigten hingewiesen. Gleichzeitig ist das menschliche Gehirn jedoch keine objektiv arbeitende Maschine, sondern durch kognitive Biases ständig beeinflusst. Menschen handeln also nicht rational. Und genau da setzt Nudging an und will im Alltag die gesündere, sichere Entscheidung erleichtern. Und sie sollen ja die "richtige" Entscheidung treffen, auch wenn niemand zuschaut.

Gelegenheit, die sich bietet

Wenn wir das richtig angehen, dann können wir das Verhalten von Beschäftigten beeinflussen. Nicht auf eine moralisch verwerfliche Art & Weise. Aber wirksam. So dass sichere & gesunde Entscheidungen getroffen werden.

Zum Beispiel:

  • Essen gesund in Kantine
  • Machen regelmäßige Kurzpausen
  • Bewegen sich immer wieder am Arbeitsplatz
  • Nutzen den Stehschreibtisch
  • Verwenden die persönliche Schutzausrüstung
  • Verwenden mehr die Treppe als den Aufzug
  • Kontrollieren die Maschine bevor sie sie verwenden

Warum funktioniert das?

Hintergrund sind die kognitiven Abkürzungen ("Bias").
Typische Verzerrungen und Phänomene unseres Gehirns werden hier bewusst ausgenutzt.

 

Beispiele für Nudges

Beispiel 1:

Wir handeln eher so, wie sich auch andere Menschen rund um uns verhalten.
→ Verwendete Bilder für Werbung von BGM-Aktionen zeigen Personen des eigenen Unternehmens.

Beispiel 2:

Wir wollen es gerne einfach & bequem haben.
→ Die Anmeldung zu einem Bewegungskurs ist auf einen Klick möglich.

Beispiel 3:

Die richtige Wahl soll einfacher sein, als die ungesunde / unsichere Wahl.
→ Den Süßigkeiten-Automat in einer versteckten Ecke aufstellen, sodass er beim Besuch der Kantine nicht im Blickfeld ist.

Beispiel 4:

Menschen spielen gerne und freuen sich dabei. Also Spiel & Wettbewerbscharakter nutzen.
→ Verteilung von auffällig platzierten Stempelkästen auf dem Firmengelände, deren Stempel regelmäßig wechseln. Mit den Stempeln kann ein Sammelpass gefüllt werden. Wer alle Stempel vorweist, bekommt eine Belohnung.

Beispiel 5:

Was ist eigentlich "normal"? Darauf hinstoßen, dass gesundes/sicheres Verhalten normal ist.
→ In Gesprächen Fragen stellen, die gesundes Verhalten als normal darstellen ("Wie oft in der Woche wollen Sie sich bewegen?" statt "Wollen Sie beim Sportkurs mitmachen?").

 

Im Kurs zum Thema "Nudging" in der Online-Akademie gibt es viele weitere Beispiele. Und man lernt auch das AEIOU-Modell von Dr. Mathias Krisam kennen, damit man so selbst lernt, wie man gute Nudges organisiert/designt.

 

Aber...

Viele Leute haben moralische Bedenken beim Nudging. Man will ja niemanden zwingen, etwas zu tun, was die Person nicht will.

Also: Ist Nudging in Ordnung?
Ja, wenn man bestimmte Rahmenbedingungen beachtet! Zum Beispiel soll die Wahlfreiheit nicht eingeschränkt werden (also z.B. gar keine Pizza mehr anbieten in der Kantine), aber gleichzeitig soll die sichere/gesündere Wahl wahrscheinlicher werden.

Es ist schon eine paternalistische (bevormundende) Sichtweise, weil ja wir als ExpertInnen festlegen, was gesund/sicher ist.

Im Online-Kurs finden Sie auch eine ethische Checkliste, wo man 7 Punkte prüfen kann, ob der Nudge OK / moralisch unbedenklich ist.

 

Aufgabe der Woche:

Nehmen Sie eine aktuelle Gesundheitsaktion her in einer Firma, die Sie kennen:

Wie könnten Sie diese besser bewerben bzw. so gestalten, dass die Leute lieber mitmachen?

 

Schreiben Sie mir gerne auf LinkedIn mit dem Hashtag pionierederpraevention oder wenn Sie schüchtern sind, geht auch eine Direktnachricht ;-)

Feedback und Fragen an Veronika Jakl:
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Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

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