So wirkt Ihre Einstellung auf KundInnen
Mögen Sie die Leute mit denen bzw. für die Sie arbeiten wirklich alle? Bewundern Sie diese vielleicht sogar?
Ich habe folgendes Zitat auf Twitter gefunden:
Es ist unser Job, dass wir bei unseren KundInnen und deren Beschäftigten das Beste rausholen und alle Voraussetzungen unterstützen, dass sie sich entwickeln zu einem sicheren und gesunden Arbeitsalltag, oder?
Dazu gehört es auch, dass wir fest daran glauben, dass diese das schaffen können. Dass es vielleicht harte Arbeit ist, aber dass es möglich ist. Denn wenn wir nicht an eine positive Veränderung glauben, warum sollten das unsere KundInnen tun? Diese haben ja weniger Erfahrung in diesem Bereich als wir.
Aber diese innere Einstellung ist nicht immer einfach. Ich kenne das von mir selbst. Auch ich habe schon Führungskräfte kennengelernt, bei denen es mir schwer gefallen ist zu glauben, dass diese wertschätzend und gesundheitsförderlich sein können. Mit denen ich eigentlich nicht zusammenarbeiten wollte.
Das Problem ist aber:
Wenn ich das nicht glaube, dass sie das können, oder schlimmer noch, wenn ich diese Person vielleicht sogar unsympathisch finde, dann werde auch ich nicht mein Bestes geben. Dann werde ich nicht alles geben, um die passenden Fragen zu stellen. Dann werde ich meine Dienstleistung professionell abspulen, aber es wird sich eher wie eine Aufzeichnung anhören, die ich schon 100x vorgespielt habe.
Aber ich werde nicht so gut zuhören und deswegen werde ich nicht so viel bewirken, wie ich könnte. Mir ist das bei meiner eigenen Coaching-Ausbildung so richtig klar geworden. Da habe ich auch gelernt, was man dagegen aktiv machen kann und habe das trainiert.
Da habe ich gemerkt, dass ich manchmal ein schlechtes Gefühl habe bei Leuten. Auf den ersten Blick finde ich diese vielleicht eher mühsam oder unsympathisch. Irgendwie lehne ich sie ab. Und wenn ich in der Haltung bleibe, dann habe ich auch gemerkt, dass ich nicht besonders wertschätzend reden kann, dass ich diese nicht neutral unterstützen kann. Und dann glaube ich auch nicht genug an hilfreiche Veränderungen. Im schlimmsten Fall, wenn ich Leute – aus welchen Gründen auch immer – verachte, dann will ich diesen ja gar nicht helfen.
Und das ist dann gleichzeitig eine selbsterfüllende Prophezeiung. Weil wenn ich nicht helfen kann, mich selbst aber eigentlich für kompetent halte, dann finde ich die Leute, denen ich helfen sollte, vielleicht noch unsympathischer und habe das Gefühl, dass sie selbst schuld sind an ihrer Situation. Das tue ich dann, um meine kognitive Dissonanz zu verringern. Darüber habe ich bereits in der Episode 82 "Warum Hierarchie so wichtig ist bei Maßnahmenplanung" gesprochen.
Gerade, wenn ich jemanden auf den ersten Blick eher unsympathisch finde, ist es wirklich wichtig, dass ich einzelne Aspekte finde, die ich mag oder sogar bewundere an dieser Person. Und das kann manchmal harte Arbeit sein, das zu finden.
Aber wenn ich insgeheim nicht davon überzeugt bin, dass die KundInnen etwas ändern können oder werden, dann ...
- ... werde ich weniger Vorschläge machen.
- ... dann werde ich schneller aufgeben bei Hindernissen
- ... dann werde ich schneller denken "Hab ich ja eh schon gewusst. Die wollen eh nicht."
Überlegen Sie mal: Sind Sie wirklich davon überzeugt, dass JEDER Unfall vermeidbar ist? Oder glauben Sie daran, dass manche Menschen einfach tollpatschig sind, zu Unfällen neigen, sich den Stress selbst einreden, ...?
Das erinnert mich an die Führungstheorie x und y. Beide Ansätze sind eine selbsterfüllende Prophezeiung, ein Strudel, in den man kommen kann.
Bei uns BeraterInnen ist das ähnlich. Wenn wir nicht daran glauben, dass unsere KundInnen etwas verändern können oder wenn wir ihnen eine negative Einstellung gegenüber haben, dann werden sich diese KundInnen auch nicht in diese Richtung entwickeln, sie werden dem Ziel nicht näher kommen oder zumindest nicht so weit kommen, wie das grundsätzlich möglich wäre.
Das heißt natürlich nicht, dass wir uns bei unseren Beratungen benehmen sollen wie wildgewordene Fitnesstrainer. Aber wir sollten schon an unsere KundInnen glauben, und sie zumindest in Teilaspekten sympathisch finden und etwas haben, das wir an ihnen mögen und sie dadurch besser unterstützen.
Aufgabe der Woche:
Denken Sie an die schwierigste Person, mit der Sie bislang arbeiten mussten. Jemand der richtig nervig war, faul oder unbelehrbar.
Was schätzen Sie denn an diesem Menschen? Was bewundern Sie vielleicht sogar an ihm/ihr? Was hat er/sie gut gemacht in der Vergangenheit?
Das ist eine große Herausforderung! Falls Sie gar nichts finden, ein paar Vorschläge:
- Es ist beeindruckend, wie stark diese Person ihre Meinung vertreten hat.
- Unglaublich mutig, das auch gegenüber der Geschäftsführung so zu äußern!
- Cool, wie man so sehr die eigenen Ressourcen schonen kann, sie schaut auf sich selbst.
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Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
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