Was Judo & Coaching gemeinsam haben
Bei beiden gehe ich nicht gegen die Energie des anderen. Ich versuche mit der Energie mitzugehen. Und nicht dagegen zu arbeiten.
In dieser Episode erzähle ich Ihnen was mein Lieblingssport Judo und Coaching z.B. von Teams oder Führungskräften gemeinsam haben. Danach werden Sie wahrscheinlich auf beides mit anderen Augen schauen.
Heute reden wir über 2 Dinge, die auf den 1. Blick nichts miteinander zu tun haben: Judo und Coaching. Und Sie lernen die beiden grundlegenden Prinzipien des Judos kennen. Diese prägen mich und mein Denken sehr stark. Und vielleicht werden Sie ja auch davon inspiriert.
Ich selbst mache Judo seit bald 30 Jahren. Ich habe früh angefangen in meiner Kindheit und nie wieder damit aufgehört. Das ist in meiner DNA. Ich habe vieles aber auch erst verstanden, als ich nach meinem Studium einige Wochen in Japan war und dort die Kultur aufgesaugt habe. Ich bin zurückgekommen und habe mich sogar verbeugt, wenn mir meine Mama etwas aus dem Kühlschrank gegeben hat.
Es gibt 2 Grundprinzipien nach dem Gründer des Judo, Jigoro Kano. Diese spiegeln sich im ganzen Sport und in allen Techniken wider!
Die 2 Grundprinzipien
Der Begründer des Judo, Jigoro Kano, schrieb: "Wir selbst gedeihen und andere auch. Das muss unser Ideal sein, um in der Gesellschaft zu leben."
Wenn ich gewinnen will, werfe ich meine Gegnerin auf den Rücken. Aber ich trete nicht nach. Keine Schläge und Tritte im Wettkampfjudo! Das zeigt sich auch in der Verbeugungszeremonie, im Respekt voreinander und auch vor Regeln. Wir lehren Respekt vor allen Menschen.
Die ist auch eine schöne Zielsetzung fürs Coaching oder überhaupt für das Arbeiten mit Menschen. Denn auch im Coaching will ich meinen Coachee dabei unterstützen seine Ziele zu erreichen. Gleichzeitig werde ich achtsam mit mir und meiner Energie umgehen. Weil es geht ja um unser beider Glück & Wohlstand. Wenn meine Coachees Erfolg haben, habe auch ich Erfolg als Coach.
Das heißt für mich auch: Nur wenn es mir gut geht, dann kann ich auch für das Glück von anderen sorgen. Es geht um meine eigene Arbeitsgestaltung: Nicht ständig Überstunden, keine Projekte einschieben, wenn Kunde es "dringend braucht", … Und auch bei Gruppenarbeiten: Ich achte darauf, dass alle gleichwertig sind! Die Führungskraft ist nicht wichtiger als die MitarbeiterInnen.
2. Seyrokyu zenyo (dt.: "Der bestmögliche Einsatz der Energie" / möglichst wirksamer Gebrauch von geistiger und körperlicher Energie).
Im Judo: Man macht keine verschwenderischen Bewegungen. Effizienz ist wichtig bei den Techniken.
Zum Beispiel: Ich versuche immer die Energie des Gegners/der Gegnerin auszunutzen. Wenn jemand auf mich zuläuft und mich umwerfen will, dann halte ich nicht dagegen. Ich trete einen kleinen Schritt zur Seite und stelle ihm ein Bein. Ich gehe auch nicht weiter als notwendig und höre auf, wenn mein Ziel erreicht ist.
Auch im Coaching werde ich nicht gegen die Energie des Coachees gehen. Wenn diese/r ein Angebot ablehnt, dann werde ich etwas anderes probieren oder einfach nur achtsam sein und zuhören. Aber ich werde nicht dagegen reden.
Bei Druck sollte man keinen Gegendruck aufbauen, weil sonst nur Energie verschwendet wird. Ich versuche, immer mit der Energie mitzugehen. Und nicht dagegen zu arbeiten. Auch bei Seminaren: Wenn jemand anfängt zu tratschen, dann ist das scheinbar wichtig und ich gehe mit = ich frage nach, ob ich etwas beitragen kann.
Und ich will die Zeit bestmöglich nutzen und keine Interventionen setzen, wo ich weiß, dass sie mich nicht zum Ziel bringen. Ich stelle auch keine Fragen, nur um meine eigene Neugier zu befriedigen. Ich muss mich als Arbeitspsychologin nicht immer 100%ig auskennen in einer Organisation und alle Abkürzungen verstehen. Ich brauche mir in der Regel auch nicht alles perfekt erklären lassen, um den Prozess gut zu steuern.
Diese beiden Grundprinzipien finde ich total wichtig und diese kann man auch sehr schön im Arbeitsalltag in der betrieblichen Prävention einsetzen.
Beobachtungsaufgabe:
Kennen Sie die Prinzipien aus Ihren Arbeitsalltag?
Schreiben Sie mir gerne auf LinkedIn oder Twitter - #pionierederpraevention - oder wenn Sie schüchtern sind, geht auch eine Direktnachricht ;-)
Wenn Sie sich mit Gleichgesinnten weiterentwickeln wollen: Schauen Sie vorbei unter www.PioniereDerPraevention.com – Da gibt's einerseits eine große Kursbibliothek über Gesprächsführung und andererseits ist es ein Netzwerk (DACH-Raum). Ein Mitglied hat es mal beschrieben als: "Eine coole, austauschbereite Truppe von motivierten und engagierten PräventionsexpertInnen". Klingt einladend, oder?
Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
Related items
- Brandschutz psychologisch betrachtet - Interview durch Christian Lüthi (VBSF)
- Firmen beeinflussen? So geht's laut den Top-HR-Influencern Österreichs
- Wie kann KI die Prävention unterstützen? Reportage von "sicher & gesund 5.0"
- Warum ich mich selbst für den HR-Award nominiert habe
- Verhaltens- oder Verhältnisprävention? Kontinuum statt schwarz/weiß?