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HRweb.at: LEGO SERIOUS PLAY ® – Ernsthafte Organisationsentwicklung

LEGO ® SERIOUS PLAY ®: Intensiver Austausch, aber auf Augenhöhe! Diese Workshop-Methode bringt Teilnehmende dazu mit den Händen zu denken und mit den Augen zuzuhören.

Viele Moderatoren und Seminarteilnehmer kennen das von der einen oder anderen Seite: langatmige Dialoge, fehlende Reflexion von Inhalten und oberflächliche Gespräche.

Die Methode LEGO SERIOUS PLAY® bietet hier einen spielerischen, aber ernsthaften Ausweg. Die Workshop-Teilnehmer beantworten Fragen indem sie Modelle aus LEGO®-Steinen bauen und dann der Gruppe die Geschichte des Modells erzählen. Sie bringen sich dadurch aktiv ein und stellen ihre mentalen Modelle in den Mittelpunkt.

 

Was passiert in so einem Lego Serious Play-Workshop?

In einer Warm-up-Phase wird zunächst geübt metaphorische Modelle zu bauen (Beispiel: „Baue ein Modell von etwas, das dich beim Arbeiten motiviert“). Wenn das klappt, dann taucht man in das spezifische Thema des Tages ein (Beispiel: „Reflexion der Führungskultur“).

Jede Phase des Lego Serious Play-Workshops startet mit dem Bauen von individuellen Modellen und dem anschließenden Vorstellen. Dabei gilt der Grundsatz: Jeder baut. Jeder erzählt. Niemand kann sich hier zurücklehnen. Auch schüchterne Personen werden automatisch zu Wort gebeten und die Gruppe hört zu.

Die Teilnehmenden lernen schnell alle Aspekte ihres Modells zu beschreiben. Ausschweifende Monologe gibt es nicht, weil die Moderation in dieser Phase nur Wortmeldungen zur Beschreibung des Modells zulässt. So können erst gar keine Grundsatzdiskussionen oder ausufernde Tiraden aufkommen.

Identität einer Organisation mit ihren Einflussfaktoren

Je nach Zielsetzung des Workshops werden dann manchmal aus den Einzelmodellen Landschaften (Beispiel: „Einflussfaktoren auf unseren Projekterfolg“) aufgestellt oder gemeinsame Modelle (Beispiel: „Unsere Zukunftsvision der Abteilung“) erschaffen.

Viele weitere Möglichkeiten ergeben sich dann mit den Darstellungen. Man kann verschiedene Szenarien durchspielen (Beispiel: „Welchen Einfluss hat es auf die Landschaft, wenn wir 3 neue Mitarbeiter bekommen?“) und daraus Handlungsleitsätze ableiten. Oder man diskutiert notwendige Entwicklungsschritte zwischen dem Modell der aktuellen Situation und dem Visionsmodell. Oder, oder, oder…

Die LEGO®-Steine werden hier als Werkzeug verwendet wie sonst Stifte, Pinnwände oder Moderationskärtchen.

Lego Serious Play: Vermutete Fremdwahrnehmung der eigenen Person

 

Ist das nicht kindisch?

Viele, nein alle, Gruppe sind zunächst positiv irritiert, wenn die LEGO®-Steine ausgepackt werden. Viele Teilnehmende fühlen sich in ihre Kindheit zurückversetzt oder erzählen von den Spielstunden mit den eigenen Kindern.

Aber in der Warmup-Phase wird schnell klar, dass die bunten Plastiksteine nur als Mittel zum Zweck dienen um die eigenen inneren Bilder nach außen zu transportieren.

Solche Workshops werden im Nachhinein von vielen als kreativ und unorthodox beschrieben, aber nie als kindisch.

 

Praxisbeispiele

Hier ein paar Modelle mit Teilen der Beschreibungen dazu:

„Die Führungskräfte haben schon einen gewissen Rahmen. Also was geht und was nicht geht. Das sind die rote und die grüne Fahne. Aber sonst sind sie nicht ganz starr. Darum der Papagei. Weil Papageien sind ja auch ein bisschen verrückt.“

„Hier häuft sich dann der ganze Stress im Kopf. Es wird immer mehr zu bewältigen.“

„Auf der Reise nach Feedback wirft man die Netze aus. Man holt sich, was zufällig in den Netzen landet und was man meint verwerten zu können.“

 

Für welche Fragestellungen ist LEGO® SERIOUS PLAY® geeignet?

Überall, wo alle Teilnehmenden einen Beitrag leisten sollen, kann die Methode eingesetzt werden. Immer, wenn es keine richtige und keine falsche Antwort gibt, sondern um persönliche Wahrnehmungen und Empfindungen geht, passen gebaute Modelle zur Beantwortung von Fragen.

So kann man unter anderem bearbeiten:

  • Reflexion von Stressfaktoren und Maßnahmenableitung
  • Teambuilding
  • Reflexion der Führungskultur und den impliziten Leitsätzen
  • Strategieplanung für die Organisation
  • Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen

 

Wo passt es nicht?

LEGO® SERIOUR PLAY® passt nicht bei Themen, bei denen eine Person einen fachlichen Inhalt vermitteln will oder wenn es auf die Fragen auch sachlich falsche Antworten geben kann.

Es passt auch nicht zu Teamkulturen, in denen viel Wert auf Hierarchie und distanzierten Umgang gelegt wird und dies nicht verändert werden soll.

 

Was ist der Unterschied zu Moderationskärtchen?

Bei dieser Workshopmethode werden aktive Beiträge von allen Teilnehmenden verlangt. Diese partizipative Herangehensweise bringt eine ganz neue Dynamik in Besprechungen. Auch ist diese Herangehensweise meist für „Workshop-Geübte“ etwas Neues.

Dadurch, dass jede Person immer ein Modell baut und dieses dann vorstellt, entsteht ein Dialog auf Augenhöhe. Alle Beiträge werden automatisch als gleich relevant empfunden unabhängig von Hierarchien oder selbstbewusstem Auftreten.

Das Arbeiten mit Metaphern erscheint vielen Personen als gehaltvoller als die üblichen Gespräche, die oft schnell mit Schlagwörtern gefüllt werden („Kommunikation“, „Führungsverantwortung“, „Flexibilität“). Diese Buzzwords werden oft nicht von allein gleich interpretiert und lassen daher Raum für Missverständnisse. Die Modelle werden erklärt, bis alle verstehen, was gemeint ist.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die erarbeiteten Bilder und Geschichten besser erinnert werden als Pinnwände voller Moderationskärtchen. Durch die bunten Steine wird auch die Dokumentation mit Bildern oder Videos sehr ausdrucksstark.

Teilnehmer sind oft überrascht von ihrer eigenen Kreativität, die nach der Warmup-Phase zu Tage kommt. Wenn man Dinge aufzeichnen oder basteln lässt, haben viele Mitarbeiter Hemmungen, weil sie sich das handwerklich nicht zutrauen. Aber LEGO®-Steine aufzubauen erfordert keine künstlerische Ader oder Feinmotorik.

Ein Punkt, den LEGO® SERIOUS PLAY® auch mit anderen Workshopmethoden teilt, ist das gemeinsame Erlebnis. Hier werden eben gemeinsam Modelle entwickelt und damit ein gemeinsames Erlebnis aufgebaut. Das schweißt eine Gruppe zusammen.

 

Originalartikel vom 11.12.2017 auf www.hrweb.at 

Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

1 comment

  • Michael

    Michael

    Comment Link Montag, 11. Februar 2019 10:38

    sehr interessant. Davon hab ich noch nicht gehört aber es klingt sehr anschaulich und bietet viel Einblick

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