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Urlaub und Entspannung: Mehr als nur (das Handy) Abschalten

Viele Leute kennen es: der Urlaub steht vor der Tür, aber der Stress bei der Arbeit lässt einfach nicht nach, die „To-Do-Liste“ wird immer länger und mit dem „in Ruhe abarbeiten“ vor dem Urlaub sieht es schlecht aus. KollegInnen oder der eigene Chef, mit dem man eigentlich noch unbedingt etwas abklären wollte, sind nicht mehr da. Die Konsequenz ist oftmals zu sagen: „Ich mache den Rest im Urlaub“, „Wenn ich das nicht mehr erledige, kann ich den Urlaub sowieso nicht genießen“, „als Führungskraft muss ich ja erreichbar sein“.

Aufgrund der Digitalisierung läuft der Trend immer mehr in Richtung ständiger Erreichbarkeit: So zeigt eine Studie aus dem Jahr 2015, dass knapp drei Viertel der Beschäftigten in Deutschland im Urlaub beruflich erreichbar sind.

Bitkom Umfrage Urlaub Erreichbarkeit

In Österreich ist der Trend etwas niedriger: „nur“ 54% der österreichischen Führungskräfte stehen für berufliche Angelegenheiten auch im Urlaub zur Verfügung (stepstone-Umfrage, August 2011)

Aber wie sinnvoll ist es, sich Arbeit mit in den Urlaub zu nehmen bzw. für das Büro erreichbar zu sein?

Jeder hat unterschiedliche Präferenzen: manchen macht es nichts aus, im Urlaub erreichbar zu sein. Aber: aus arbeitspsychologischer Sicht kann man es nicht empfehlen, im Urlaub zu arbeiten oder ständig erreichbar zu sein, denn: unser Gehirn braucht Pause und Erholung, um leistungsfähig zu bleiben. Auch wenn Sie gerne arbeiten!

Gerade wenn Sie sonst sehr stark gefordert sind und kaum Ruhephasen haben gilt es im Urlaub eine Grenze zu ziehen und für Regeneration zu sorgen. Studien belegen: Wer im Urlaub negative Gedanken an seine Arbeit verschwendet, entspannt schlechter. Gerade nach starken Stressphasen braucht man länger, um mental abschalten zu können. Wer immer im Hinterkopf hat das Handy dabei haben zu müssen, wird eine gedankliche Trennung zum Job nicht schaffen.

Aber was ist Erholung?

Erholung ist nicht unbedingt mit „nichts tun“ gleichzusetzen. In erster Linie gilt: im Urlaub ist es wichtig, sich mit anderen Anforderungen als denen der Arbeit zu umgeben. Jemanden, der in der Arbeit viele Kundengespräche führen muss, sollte nicht auch noch im Urlaub viel mit neuen Bekanntschaften sprechen. Oder jemand, der schwer körperlich arbeitet, sollte in der Freizeit nicht auch noch Hochleistungssport machen.

Wie kann man aus seinem Urlaub die beste Erholung erzielen?

Prinzipiell: lieber mehrere Kurzurlaube statt einem oder zwei sehr langen Urlauben einplanen. Studien haben gezeigt, dass der Erholungseffekt, unabhängig der Erholungsdauer, nach spätestens drei Wochen vorbei ist. Je stressiger man nach dem Urlaub wieder einsteigt, dementsprechend verkürzt sich dieser Effekt.

Optimal ist es natürlich, während des gesamten Jahres auf ein gutes Stressmanagement zu achten. Doch gerade als Führungskraft ist man meistens stark gefordert. Hier ein paar Tipps, wie sie dennoch versuchen können, den Urlaub entspannter angehen zu können:

Ausreichende Vorbereitung

Genauso wie Sie Ihren Urlaub planen, planen und strukturieren Sie die Wochen vor Ihrem Urlaub! Oberste Regel: vermeiden Sie, gestresst in den Urlaub zu starten.

  • Welche Aufgaben fallen bis dahin noch an? Setzen Sie Prioritäten bei der Abarbeitung. Planen Sie Zeit für Unvorhergesehenes ein.
  • Beginnen Sie ein paar Wochen im Voraus zu kommunizieren, dass Sie für diesen Zeitraum definitiv nicht verfügbar sein werden. Denken Sie auch an Ihre Vorbildwirkung als Führungskraft: Ihre MitarbeiterInnen könnten sich ebenfalls dazu verpflichtet fühlen, erreichbar sein zu müssen, wenn es der Chef immer ist.
  • Falls möglich: kümmern Sie sich um eine Vertretung und planen Sie genügend Übergabezeit ein. Damit können Sie beruhigt sein, dass jemand während Ihrer Abwesenheit die Kontrolle über alles hat. Außerdem bleibt mit einer Vertretung nicht allzu viel Arbeit liegen!
  • Gutes Wissensmanagement betreiben: Informieren Sie Ihre KollegInnen/MitarbeiterInnen, wie sie wo an welche Information gelangen können. Teilen Sie wichtige Informationen (Passwörter, etc…) anderen mit, damit Sie deswegen im Urlaub nicht gestört werden müssen. Oder legen Sie die aktuellen Unterlagen in den gemeinsamen Abteilungsordner.
  • Planen Sie auch schon in den Wochen vor dem Urlaub gezielt Erholungsphasen ein. Wenn es Ihnen hilft, blockieren Sie sich diese Termine in Ihrem Kalender.

Wer zu gestresst in den Urlaub startet braucht länger, um abzuschalten.

Am Tag vor dem Urlaub

Studien haben gezeigt, dass die meisten Personen in den Tagen vor dem Urlaub einen erhöhten Stresshormon-Level im Blut aufweisen. Um diesen abzubauen, empfiehlt es sich, nach dem letzten Arbeitstag ein wenig Ausdauersport zu betreiben. Das hilft beim Abschalten und beim Abbau von körperlichen Verspannungen.

Im Urlaub

Machen Sie im Urlaub einen Tapetenwechsel. Verlassen Sie die gewohnte Umgebung. Zu Hause findet man ja doch immer wieder etwas, das zu erledigen gehört oder einen an die Arbeit erinnert. Wissenschaftliche Ergebnisse zeigen, dass vor allem natürliche Landschaften (mit viel Grün und Wasser) einen stressreduzierenden und erholsamen Einfluss auf den Körper haben. Lassen Sie bewusst das (abgeschaltete) Handy am Zimmer und machen Sie etwas, dass Ihnen Spaß macht. Versuchen Sie sich nicht zu zwingen, „herunter zu kommen“. Es ist normal, dass man zwei bis drei Tage braucht, bis man sich in den „Urlaubsmodus“ umgestellt hat (bei Fernreisen dauert es bedeutend länger!).

Nach dem Urlaub

Falls möglich, eine kurze Arbeitswoche planen (z.B. am Mittwoch oder Donnerstag beginnen), damit man nicht gleich wieder in das volle Stresspensum eintaucht. Je stressiger der Einstieg, desto schneller ist der Erholungseffekt des Urlaubes dahin.

Mit diesen Tipps wünschen wir Ihnen allen, dass Sie im Urlaub (das Handy) abschalten können!

Rhonda Turin-Zelenko

Meine Ausbildungen:

  • * Zertifizierte Arbeits- und Organisationspsychologin
  • * Sicherheitsvertrauensperson
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