Was braucht Prävention 2025? Stimmen aus der Branche von der Arbeitsschutz Aktuell
Das wichtigste für mich: Bewusst bekannte Leute treffen!
In der Podcast-Episode 203 erzähle ich Ihnen von meinem Besuch auf der Arbeitsschutz Aktuell 2024. Ich habe viele spannende Gespräche geführt und die PräventionsexpertInnen gefragt: "Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich für das kommende Jahr in der betrieblichen Prävention wünschen?" Kommen Sie mit auf diese kleine Audio-Reise.
Ich kenne einige Leute, die bewusst nicht auf Fachmessen gehen, wie die Arbeitsschutz Aktuell, weil sie sagen: Da gibt's eh nichts Neues zu sehen. Wenn ich neue LieferantInnen brauche, dann suche ich mir diese online zusammen. Und bei den Vorträgen gibt's auch keine neuen Erkenntnisse.
Ich bin ja beruflich seit Jahren auch stark online unterwegs, veranstalte selbst auch viele Online-Kongresse, aber solche Präsenz-Veranstaltungen mache ich dann doch sehr gerne: Denn da treffe ich viele Online-Bekannte! Und natürlich kann man auch hören, welche Themen in der Branche gerade aktuell sind.
Aber ja, die Ausstellungen und Messen sind meist nichts für mich, weil eben viel PSA und Arbeitsschutz-Software vorkommt. Und das ist für mich als Arbeitspsychologin uninteressant. Es ist noch immer erschreckend für mich, wie wenig hier psychische Gesundheit ein Thema ist.
Aber andererseits kenne ich es ja auch als Ausstellende:
Vor 10 Jahren habe ich selbst viel auf Messen ausgestellt: Aber das, was ich mache, war schwierig darzustellen und ist nichts, was man schnell mal Interessierten herzeigen kann.
Wobei:
Jetzt in Stuttgart bei der Arbeitsschutz Aktuell gab es zumindest bei den deutschen Berufsgenossenschaften schon viele Unterlagen rund um Sicherheitskultur, psychische Belastungen, Führung & Co. ausgestellt zum Mitnehmen. Das nimmt also schon mehr Platz ein als noch vor 10 Jahren. Aber da ist noch Luft nach oben.
Trotzdem, das Wichtigste für mich:
Bewusst bekannte Leute treffen! Das überlasse ich auch nicht dem Zufall, sondern da mache ich mir gezielt Termine aus. Und ich kann dazwischen immer noch Leuten zufällig über den Weg laufen, was mich dann besonders freut ;)
Und jetzt in Stuttgart hatte ich noch einen weiteren Anlass, mich zu freuen:
Ich hatte nämlich Geburtstag. Den habe ich zum Anlass genommen, um meinen GesprächspartnerInnen eine besondere Frage zu stellen: "Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich für die betriebliche Prävention im kommenden Jahr wünschen?"
Überlegen SIE mal kurz:
Was würden Sie sich wünschen, wenn eine gute Fee kommt und Ihnen 1 Wunsch erfüllt? Wo sehen Sie den größten Hebel für Arbeitssicherheit, Gesundheitsmanagement und Ihren Erfolg?
Hören Sie mal in den Podcast rein! Denn die Antworten, die ich bekommen habe, waren vielfältig und inspirierend:
Donato Muro wünscht sich mehr Verständnis zwischen Beratenden und Mitarbeitenden und v.a., dass MitarbeiterInnen ihm die Risiken mehr glauben.
Aber wie kann das gelingen? Mangnus Magnusson - für Arbeitssicherheit zuständig bei Firma Dräger - glaubt, dass mit den richtigen kommunikativen Mitteln der nächste Schritt im Arbeitsschutz möglich ist. Wie ich finde, ein sehr positiver Ansatz über Wertschätzung und positive Verstärkung von dem, was gut läuft. Und er hat mir im Gespräch auch die Methodik der Safety Coin erzählt. Die MitarbeiterInnen bekommen von der Führungskraft oder vom Betriebsrat bzw. der Betriebsrätin physische positive Verstärkung (eben diese Münze), wenn sie etwas Gutes für den Arbeitsschutz geleistet haben, ein Hindernis entfernt haben oder eine KollegIn heimgeschickt haben, die nicht arbeitsfähig war, ...
Clara Röder - Fachkraft für Arbeitssicherheit - hat das Storykit entwickelt. Das ist ein Kartenspiel, um mit Geschichten über Arbeitssicherheit und von Beinahe-Unfällen anzuregen. Sie wünscht sich natürlich bessere Geschichten, denen dann auch zugehört wird.
Antje Sehring-Leißner - Fachkraft für Arbeitssicherheit und Regional-Leiterin des VDSI Rhein-Main - meint, dass Führungskräfte mehr auf Arbeitssicherheit eingehen und auch Verantwortung wahrnehmen sollen.
Das sieht Ralph Klein ähnlich. Er ist der "Wissensjongleur" und kombiniert Arbeitssicherheit mit seinem liebsten Hobby. Er wünscht sich, dass das Thema bei den Verantwortlichen stärker ankommt.
Simon Fiechtner - Firma Deep-Care - wünscht sich, dass die Geschäftsführungen mehr Zahlen vom BGM einfordern sollen und damit dann das Thema auf ein strategisches Level gehoben wird. Das ist ein spannender Wunsch, weil Simon damit nicht bei den Führungskräften ansetzt sondern an uns PräventionsexpertInnen stärkere Ansprüche stellt. Aber natürlich braucht es auch seitens der Geschäftsführung dafür mehr Sensibilität dem Thema gegenüber.
Dirk Taglieber - Organisationsentwicklung und Behavior-based safety - will Wertschätzung & Anerkennung stärker verankert sehen in den Betrieben und bei den Führungskräften. Er denkt hier also größer.
Heinz Waldmann von Anwander Ingenieure denkt an Rahmenbedingungen: Gesundheitsförderung und Arbeitsschutz gemeinsam denken, in Betrieben und auch gesetzlich.
Das ist ein sehr verständlicher Wunsch, den ich auch bei der EKAS-Tagung letztens in der Schweiz mit einigen KollegInnen diskutiert habe. Gesetzlich ist das in der Schweiz gefühlt nochmals komplizierter als in Österreich und in Deutschland. Prävention ist da in unterschiedlichsten Gesetzen verankert und damit gibt es teilweise unterschiedliche Kontrollorgane. Das macht es in der betrieblichen Praxis nicht einfacher.
Renate Mayer macht kreative Methoden für bessere Präventionskultur und hat einen Wunsch für sich selbst: Mehr inspirierende Begegnungen. Und da habe ich sie natürlich auch gefragt, woran sie erkennt, dass man "die richtige Person" getroffen hat.
Ich habe Renate nach 4 Jahren Online-Bekanntschaft endlich mal in Präsenz getroffen und es war wirklich toll! Man hat sofort gespürt, dass wir uns echt schon lang und intensiv online ausgetauscht haben. Danke dafür, liebe Renate!
Für mich persönlich:
Auch 2025 möchte ich wieder so viele wunderbare Menschen treffen und mich schnell tief mit ihnen austauschen – über die Herausforderungen und die Freude, die betriebliche Prävention mit sich bringt. Dieser persönliche Austausch ist für mich unbezahlbar. Und genau deshalb habe ich auch bereits Reisen im gesamten DACH-Raum eingeplant:
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Im März bin ich eingeladen vom VDSI Südbayern. Es geht dabei um einen Workshop, wie man KI nutzen kann.
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Eventuell bin ich auch bei der Arbeitssicherheit Schweiz im Mai.
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Beim Forum Prävention in Wien werde ich einen Vortrag halten über KI im ArbeitnehmerInnenschutz.
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Und auf der A+A in Düsseldorf werde ich wieder meinen Geburtstag feiern.
Falls Sie nicht so lange warten wollen bis wir uns auf einem Event sehen:
Werden Sie doch Teil meiner Online-Akademie! Hier können Sie von regelmäßigen Coachings und dem Austausch mit Gleichgesinnten profitieren – direkt und unkompliziert.
Zusammenfassung:
Die Arbeitsschutz Aktuell war nicht nur ein Highlight für mich persönlich, sondern auch eine Quelle wertvoller Impulse für das kommende Jahr. Wir können steuern, wohin unsere Branche 2025 geht – wenn wir gemeinsam daran arbeiten.
Veronika Jakl
Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".
Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren.
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.
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