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Was wir psychologisch von Skifahrern lernen können

Auf den ersten Blick scheint arbeitsbedingter Stress nicht wirklich etwas mit Skifahren zu tun zu haben. Im Gegenteil: Die meisten nützen die schneebedeckten Pisten eher zum Entspannen. Entweder fährt man selbst aktiv oder man sieht, wie aktuell, den Profis bei der Ski-WM im Fernsehen zu.

Und diese Profis sind es auch, die uns einiges über die unterschiedlichen Auswirkungen von Stress verdeutlichen können. Alles was wir dafür benötigen, ist die Stresskurve nach Dodson & Yerkes und einen Profi-Rennläufer.

Stresskurve nach Dodson und Yerkes

(Quelle: Wikipedia)

Nehmen wir an, unser Profi-Rennläufer befindet sich im Ski-Kader des ÖSV. Er hat den ganzen Sommer über trainiert, um bei der WM in St. Moritz bestmöglich in Form zu sein. Körperlich und mental ist er ideal vorbereitet und freut sich bereits auf den Wettkampf.

Wenn wir diesen Rennläufer nun zu einem Spaßbewerb mit Ski-Anfängern schicken, wird er sich zwar bemühen nicht Letzter zu werden. Wirklich gefordert wird er sich aber nicht fühlen.

Schauen wir auf die Grafik. Unser Skifahrer befindet sich eher auf der linken unteren Seite. Seine Anspannung ist gering, seine Produktivität ist auch eher gering. Er könnte eigentlich viel mehr leisten!

Jetzt startet der Skifahrer aber bei der Ski-WM. Er tritt in seiner Paradedisziplin „Slalom“ an. Seine Gegner: die Besten der Welt! Nur wenn er sich konzentriert und seine körperliche Leistung abrufen kann, hat er die Möglichkeit auf eine Medaille. Sekunden vor dem Start, weist der Rennläufer sämtliche Anzeichen körperlichen Stresses auf: Die Muskeln sind angespannt, der Puls schlägt schneller, der Blutdruck ist erhöht, die Atmung schnell und flach.

Für einen begrenzten Zeitraum wirken sich diese Symptome jedoch positiv auf das Leistungsniveau des Rennläufers aus. Denn nur bei voller Aktivierung kann er die höchst mögliche Produktivität erzielen. Wir befinden uns in diesem Fall genau auf dem Höhepunkt der Kurve.

 

Um an den rechten Rand zu kommen, verändern wir nun die Bedingungen beim Wettkampf.  

Kurz bevor unser Rennläufer starten will zieht eine massive Nebelfront auf. Das Rennen wird unterbrochen. Der erste Funkspruch deutet darauf hin, dass die Nebelfront nur kurz durchzieht. Der Rennläufer bleibt also angespannt und aktiviert. 

Eine halbe Stunde später konnte er die Starthütte immer noch nicht verlassen. Der Nebel ist hartnäckiger als ursprünglich gedacht. Weiterhin bleibt aber die Hoffnung, in wenigen Minuten das Rennen wieder aufnehmen zu können. Der Rennläufer soll also immer noch angespannt bleiben. Mittlerweile ist bereits eine Stunde vergangen. Unser Ski-Profi ist hält seiner Spannung weiterhin aufrecht. 

 

Nach über zwei Stunden permanenter Aktivierung und Anspannung endlich die Freigabe: er darf auf die Piste! 

Am Ende sieht man aber: da er sich zwischendurch nicht entspannen konnte, absolviert er den gesetzten Kurs zwar fehlerfrei, aber die erzielte Zeit entspricht nicht mehr dem, was er ursprünglich zu leisten im Stande gewesen wäre. Er hätte eigentlich schneller sein können.

Diagramm mit Tendenz nach unten nach Höhepunkt

Je länger wir im Arbeitsalltag unter Dauerstress stehen, ohne uns die notwendigen Erholungszeiten zu gönnen, sinkt unser Leistungsniveau ab. Und dies trotz steigender Anstrengungen, die wir investieren.

Erstreckt sich dieser Stress über mehrere Wochen und Monate, steigt die Gefahr langfristig in ein Burnout zu geraten.

Steinturm im Wasser

Wir brauchen Entspannung um langfristig unsere Leistung abrufen zu können. Nur Vollgas zu geben ist nicht gesund!

 

Christiane Heider

Meine Ausbildungen:

  • * Zertifizierte Arbeits- und Organisationspsychologin
  • * Zertifizierte Klinische und Gesundheitspsychologin
  • * Zertifizierte Notfallpsychologin
  • * Systemischer Coach
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