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careesma.at: Was wir vom Judo lernen können!

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Gastbeitrag für Careesma.at

Aktuell laufen die Olympischen Spiele in London und eine Sportart, die immer bekannter wird, ist Judo. Was können wir aus dieser japanischen Kampfsportart für unseren Arbeitsalltag, unsere Karriere lernen? Den Gegner aufs Kreuz legen? Den Partner würgen bis zum Sieg? Nein, hier gibt es noch viel mehr zu entdecken als brutal aussehende Zweikampf-Techniken und seltsam anmutende Kleidung. Was genau erzählt Personalpsychologin und selbst Trägerin eines Judo-Gurtes Mag.a Veronika Jakl.

 

Respektiere deine Gegner!

Schaut man sich die Judo-Wettkämpfe an, fällt sofort auf, dass es viele Gesten gibt, die den Respekt vor GegnerIn und KampfrichterIn betonen. Man verbeugt sich zu Beginn und am Ende des Kampfes. Die KämpferInnen reichen sich nach der Siegerverkündung die Hände. Respektlose Judoka (dt.: Judo-KämpferInnen) werden für Beschimpfungen bestraft oder verlieren sogar den Kampf vorzeitig. Die Wertschätzung des Gegenübers findet sich auch in einem der Grundsätze wieder, die der Begründer des Judos, Jigoro Kano (*1860, +1938), definiert hat: „Gegenseitiges Helfen und Verstehen zum beiderseitigen Fortschritt und Wohlergehen“ (jap. „Jita-kyoei“)

Was lernen wir daraus?

Auch wenn wir uns mit Kollegen oder Vorgesetzten gerade nicht so gut verstehen, wenn es Konflikte gibt oder Meinungsverschiedenheiten herrschen: Wertschätzung vor anderen Meinungen und Handlungen sollte uns immer wichtig sein. Diese Säulen bilden das Grundgerüst unserer Zusammenarbeit. Auch wir wollen in schwierigen Situationen respektvoll behandelt werden. Das gibt uns die Sicherheit konstruktives Feedback zu geben, produktiv zu arbeiten und in der Organisation unsere beste Leistung abzurufen.

 

Effizienter Einsatz der Energie!

Beim Judo geht es nicht darum gegen die Kräfte des/der Gegners/Gegnerin zu arbeiten. Es geht nicht darum, sich gegenseitig so hart wie möglich zu schlagen und zu schauen, wer länger durchhält. Es geht darum die Bewegung des Gegners auszunützen und beispielsweise eine Vorwärtsbewegung so auszunützen, dass die andere Person nach vorne fällt. Dadurch spart man selbst Kräfte und kommt effizienter zum gewünschten Ergebnis. Auch diese Grundlage hat Jigoro Kano niedergeschrieben und zu einer Grundmaxime des Judo erhoben: „Effizientester Einsatz der physischen und mentalen Energie“ (jap. „Seiryoku Zen’yo“)

Was lernen wir daraus?

Versuche niemanden gegen seinen Willen zu einer Handlung zu überreden oder zu zwingen. Das zehrt nur an den eigenen Kräften und führt beim Gegenüber zu Widerstand. Willst du beispielsweise einen Kollegen dazu bringen, dass er einen Teil eines Projekts übernimmt, so zeige ihm die Vorteile auf und vergiss nicht, dich anschließend dafür zu revanchieren. Sei aber auch effizient in deiner eigenen Arbeit: Verliere dich nicht in Details, die für die Zielerreichung nur nebensächlich sind. Sei dir über deine Ziele im Klaren, verfolge diese konsequent, aber haushalte auch mit deinen Kräften.

 

Nutze den Moment!

Ein Judo-Kampf dauert an sich 5 Minuten, aber er kann auch schon nach 10 Sekunden beendet werden, wenn ein Judoka z.B. einen perfekten Wurf zeigt. Dies ist Gefahr und gleichzeitig auch Reiz eines Kampfes.

Was lernen wir daraus?

Manchmal muss man einen Moment einfach ausnützen, wenn alles passt: die Rahmenbedingungen sind gegeben, die Führungskraft ist gut gelaunt und mit den KollegInnen versteht man sich ausgezeichnet. Schlägt man jetzt das Projekt vor, von dem man schon lange träumt, so kann das der optimale Moment sein und alle Beteiligten stimmen zu. Man muss jedoch auch die Geduld aufbringen können und auf den richtigen Moment warten. Ist nämlich die Chefin schlecht gelaunt und hat das Team gerade schlechte Erfahrungen mit neuen Ideen gemacht, so kann der Vorschlag schnell abgewürgt werden. Mit einer Aktion im falschen Moment macht man sich nur selbst angreifbar.

Sie sehen: Judo ist nicht nur eine traditionsreiche Kampfkunst, sondern auch eine Schule für das Leben. Sie birgt viele Überlegungen, die sowohl im Sport als auch im Berufsleben Gültigkeit haben, und kann uns helfen das Beste aus uns herauszuholen.

 

Mag.a Veronika Jakl ist Arbeits- und Personalpsychologin und trägt den 3. Dan (Schwarz-Gurt) im Judo

Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

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